So nutzen Sie die effiziente Self-Hedging Strategie

Die Self-Hedging-Strategie

Privatanleger nutzen die Hebelwirkung von Optionen beziehungsweise Optionsscheinen vielfach zu Spekulations- und nicht zu Absicherungszwecken. 

So traden Sie Optionen effizient

Die klassische Einsatzmöglichkeit, mit Puts Long-Positionen und mit Calls Short-Positionen abzusichern, ist den meisten Anlegern bekannt. Risiko-Management mit Optionen kann aber auch dadurch realisiert werden, dass sie schlichtweg als Alternative zum Direktinvestment eingesetzt werden, ihre Hebelwirkung dabei aber nicht zur Risikoausweitung, sondern zur Risikobegrenzung genutzt wird. Lesen Sie, wie sich eine solche Position sozusagen „selbst hedgt“.

Grundlegendes

Zur Vereinfachung erfolgt in diesem Artikel oft keine Unterscheidung zwischen Optionen und deren verbriefter Variante, den Optionsscheinen. Wissen sollten Sie jedoch Folgendes: Während Optionen an Terminbörsen wie der Eurex gehandelt werden, sind Optionsscheine von Banken emittierte Produkte, die auch an herkömmlichen Börsen wie der Börse Stuttgart gehandelt werden können. Zu beachten ist bei Optionen die Kontraktgröße und bei Optionsscheinen das Bezugsverhältnis. Die Hebelwirkung von Optionen entsteht durch den im Vergleich zum Direktinvestment geringeren Kapitaleinsatz. Dieser Hebel kann einerseits zu Spekulationszwecken genutzt werden. Dabei investiert der Anleger den vorgesehenen Betrag nicht in den Basiswert, sondern komplett in Optionen auf diesen Basiswert. Andererseits kann die Hebelwirkung aber auch dazu genutzt werden, Ihren Kapitaleinsatz – mithin Ihr Risiko – zu verringern. Stellen Sie sich vor, Sie würden nur so viele Optionen kaufen, wie es der Anzahl an Basiswertstücken entspricht, die Sie mit dem vorgesehenen Betrag kaufen könnten. Sie würden dann genauso an der Wertentwicklung des Basiswertes teilhaben, als wenn Sie den vollen Betrag direkt in den Basiswert investiert hätten, könnten den freien Restbetrag jedoch anderweitig investieren und hätten Ihr Verlustrisiko bei der Position deutlich begrenzt. Durch eine Short-Position mithilfe von Put-Optionen lässt sich das potenziell unbegrenzte Verlustrisiko, das beim Leerverkauf des Basiswertes bestehen würde, vermeiden.

Beispiele

Die folgenden Beispiele sollen zunächst die Strategie erläutern, mithilfe der Hebelwirkung von Optionen Ihr Risiko im Vergleich zum Kauf beziehungsweise Leerverkauf des Basiswertes zu verkleinern anstatt zu vergrößern (Varianten 1a und 2a). Danach wird diese Strategie jeweils mit einem gehedgten Direktinvestment in den Basiswert beziehungsweise einem gehedgten Leerverkauf des Basiswertes verglichen (Varianten 1b und 2b). Vereinfacht wird die Darstellung, indem Gebühren, Kommissionen und etwaige Leihkosten unberücksichtigt bleiben.

Die Tabelle zeigt anhand der Beispielpositionen Gewinne und Verluste der verschiedenen Varianten zur Umsetzung einer Long-Erwartung bei verschiedenen Aktienkursen am Laufzeitende (LZE) der Optionen. Der Aufbau der Positionen erfolgte jeweils bei einem Aktienkurs in Höhe von 82,90 Euro. Hier ist die Erwartung, dass die Aktie steigt.

Die zweite Tabelle zeigt anhand der Beispielpositionen Gewinne und Verluste der verschiedenen Varianten zur Umsetzung einer Short-Erwartung bei verschiedenen Aktienkursen am Laufzeitende (LZE) der Optionen. Aufbau der Positionen erfolgte jeweils bei einem Aktienkurs in Höhe von 82,90 Euro. Hier ist die Erwartung, dass die Aktie fällt. 

Variante 1a: Kauf von Call-Optionen anstatt Kauf des Basiswertes

Wenn Sie zum Beispiel 5000 Euro in adidas-Aktien investieren wollen, könnten Sie dafür bei einem Kurs von 82,90 Euro 60 Aktien erwerben. Wenn Sie den Betrag stattdessen jedoch in Call-Optionsscheine auf adidas mit einer Laufzeit von 13 Monaten und Basispreis bei 65 Euro investieren würden, könnten Sie damit bis zu 2488 Optionsscheine mit dem Bezugsverhältnis 1/10 zu je 2,01 Euro kaufen. Sie würden also durch Kauf der Optionsscheine 13 Monate an der Kursentwicklung von bis zu 248 adidas-Aktien teilhaben können, obwohl Sie mit den 5000 Euro eigentlich nur 60 adidas-Aktien kaufen könnten. Wenn Sie nun jedoch nur so viele Optionsscheine kaufen würden, wie es der Anzahl an Aktien entspricht, die Sie mit dem Betrag kaufen könnten, reduzieren Sie mithilfe der Hebelwirkung Ihr Risiko. Sie würden in diesem Fall also lediglich 600 Optionsscheine entsprechend dem Bezugsverhältnis 1/10 kaufen und hätten die Möglichkeit, an der Kursentwicklung von 60 adidas-Aktien teilzuhaben, obwohl Sie statt 5000 Euro nur 1206 Euro eingesetzt haben. Darin enthalten ist ein Aufgeld von ungefähr drei Prozent pro Jahr. Die Vorteile sind klar: Sie können nur 1206 Euro statt 5000 Euro verlieren und Ihnen stehen die restlichen 3794 Euro für andere Investments zur Verfügung, um Ihr Kapital breiter zu streuen.

Variante 1b: Kauf des Basiswertes bei gleichzeitiger Absicherung mit Put-Optionen

Der klassische Einsatz von Optionen ist das Absichern einer Position im Basiswert. Hier würde also zunächst der Betrag von 5000 Euro direkt in den Basiswert investiert. Es würden also 60 adidas-Aktien zum Kurs von 82,90 Euro gekauft. Diese Long-Position würde gleichzeitig durch 600 Put-Optionsscheine mit dem Bezugsverhältnis 1/10 abgesichert. Ein Put-Optionsschein mit Basispreis 82 Euro, also nah am Geld, kostet 0,85 Euro. Die Absicherung kostet somit für 13 Monate 510 Euro. Dies entspricht einem Aufgeld von ungefähr zehn Prozent pro Jahr. Jedoch wären Kursverluste unterhalb von 82 Euro abgesichert. Der maximale Betrag, den Sie riskieren, beträgt also 60 x 0,90 Euro (entsprechend 82,90 Euro Kaufkurs - 82 Euro Basispreis) + 510 Euro (Kosten für die Put-Optionen). Insgesamt könnten Sie also maximal 564 Euro verlieren, jedoch wären insgesamt ungefähr 5500 Euro gebunden, nämlich Basiswertinvestment und Optionen.

Variante 2a: Kauf von Put-Optionen anstatt Leerverkauf des Basiswertes

Wenn Sie von fallenden Kursen ausgehen, könnten Sie anstatt des Leerverkaufs von 60 adidas-Aktien 600 Put-Optionsscheine mit dem Bezugsverhältnis 1/10 kaufen. Bei einem Basispreis von 100 Euro sind die Optionen weit im Geld und das Aufgeld ist entsprechend gering, ungefähr drei Prozent pro Jahr. Bei einem Optionspreis von 2,07 Euro würden Sie also lediglich 1242 Euro einsetzen und würden 13 Monate lang vom Kursverfall von 60 adidas-Aktien profitieren, ohne dem unbegrenzten Verlustrisiko eines Leerverkaufs der Aktien ausgesetzt zu sein.

Variante 2b: Leerverkauf des Basiswertes bei gleichzeitiger Absicherung mit Call-Optionen

Bei der klassischen Variante würde eine Short-Position aus 60 adidas-Aktien zum Verkaufskurs 82,90 Euro eingegangen und mit Call-Optionen abgesichert. Ein Call-Optionsschein mit Strike-Preis 82 Euro, also minimal im Geld – mit Bezugsverhältnis 1/10 –, kostet 0,87 Euro. Um die Short-Position für 13 Monate abzusichern, werden 600 Call-Optionsscheine benötigt. Die Absicherung kostet somit 522 Euro. Dies entspricht einem Aufgeld von ungefähr zehn Prozent pro Jahr. Verluste der Short-Position bei Aktienkursen oberhalb von 82 Euro wären abgesichert. Der maximale Betrag, den Sie riskieren, beträgt also 522 Euro (Kosten für die Call-Optionen) - 60 x 0,90 Euro (entsprechend 82,90 Euro Verkaufskurs - 82,00 Euro Basispreis). Insgesamt könnten Sie hier maximal 468 Euro verlieren.

Vergleich

Die Varianten 1a und 2a zeichnen sich durch die geringen Finanzierungskosten in Form von Aufgeld aus. Sie haben darüber hinaus den Vorteil, dass nur eine Position eröffnet werden muss. Die Varianten 1b und 2b entsprechen dem klassischen Hedging-Modell. Sie bestehen also aus zwei Positionen – dem Direktinvestment und der Absicherungsposition aus Optionen. Dies bindet zusätzliches Kapital. Ein weiterer Nachteil: Die Kosten, also das Aufgeld der Absicherungsposition aus geldnahen Optionen von ungefähr zehn Prozent pro Jahr, führen zu einer ungünstigen Verschiebung des Break-Even, da sie eine höhere Prämie aufweisen. Der Kurs des Basiswertes muss also weit mehr in die gewünschte Richtung laufen als bei den Varianten 1a und 2a, um die Position in die Gewinnzone zu bringen. Das geringere Aufgeld bei den Varianten 1a und 2a wird jedoch dadurch „erkauft“, dass die verwendeten Optionen relativ weit im Geld liegen. Zwar wird dadurch effektiv mehr Kapital riskiert als bei den Optionen der Hedging-Varianten, jedoch ist der Kapitaleinsatz immer noch weitaus geringer als bei einem Engagement im Basiswert direkt. Die Tabellen 1 und 2 zeigen, wie sich die Varianten jeweils im Vergleich zum Direktinvestment in verschiedenen Szenarien entwickeln. Zur Vereinfachung wird bei der Darstellung stets vom Laufzeitende der Optionen ausgegangen.

Schlussbetrachtungen 

Die Möglichkeit, durch eine Kombination aus einer Position im Basiswert und einer Absicherungsposition in Optionen auf diesen Basiswert eine Risikobegrenzung zu erreichen, ist vielen Anlegern grundsätzlich bekannt. Ziel dieses Artikels war es jedoch, herauszuarbeiten, dass auch durch ein ausschließliches Investment in Optionen – als Alternative zum Engagement im Basiswert – eine Risikobegrenzung erreicht werden kann.

Voraussetzung dafür ist lediglich, dass die Hebelwirkung der Optionen nicht zum spekulativen Einsatz genutzt wird, sondern dazu, das eingesetzte Kapital entsprechend dem Hebel zu reduzieren. Im Vergleich zum Direktinvestment in den Basiswert – gegebenenfalls kombiniert mit absichernden Optionen – ist deutlich weniger Kapital gebunden. Das verbleibende freie Kapital kann anderweitig investiert werden. Diese Streuung führt indirekt zu einer weiteren Risikobegrenzung. Im Vergleich zur klassischen Variante, eine Position im Basiswert mit Optionen zu hedgen, erscheint die Strategie attraktiver. Anstatt neben dem ursprünglichen Trade ein weiteres Absicherungsgeschäft eingehen zu müssen, bietet das reine Investieren in Optionen als Alternative zum Direktinvestment bereits einen „eingebauten“ Selbstschutz – und dies zu deutlich geringeren Kosten und zu weniger gebundenem Kapital als beim Hedgen mit geldnahen Optionen.

Bedacht werden sollte jedoch, dass bei der hier unter Variante 1a und 2a vorgestellten Strategie trotz der geringeren Kapitalbindung dennoch mehr Kapital riskiert wird als beim klassischen Hedging-Modell. Das müssen Trader in ihrem Risiko-Management beachten. Darüber hinaus muss der Anleger auf etwaige Dividendenzahlungen verzichten, die bei einem reinen Optionsinvestment ohne parallel bestehendes Investment im Basiswert nicht anfallen. Wie bei jedem Optionsinvestment ist selbstverständlich auch zu bedenken, dass es sich im Gegensatz zum Direktinvestment um eine Investition auf Zeit handelt. Für einen erfolgreichen Trade muss die anvisierte Kursentwicklung des Basiswertes also innerhalb der Laufzeit der Optionen eintreten.

Freestoxx dankt Traders Magazine für die Kooperation.

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