Der Monatswechsel liefert seit Jahrzehnten nachweisbar überdurchschnittliche Renditen an den Aktienmärkten und damit möglicherweise eine gute Grundlage zur Erstellung eines Handelssystems auf Einzelaktien. Wie sich diese Strategie bei den aktuellen DAX-Werten in der Vergangenheit geschlagen hat und welche Dinge bei der Umsetzung zu beachten sind, zeigt der folgende Beitrag.
» Der Turn of the Month-Effekt (TOM) gehört zu den interessantesten und gleichzeitig ältesten Kursanomalien am Aktienmarkt und wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Hierbei geht es um die einfache Idee, Aktien am Monatsende zu kaufen und diese in den ersten Handelstagen des neuen Monats wieder zu verkaufen. Tatsächlich kann man mit dieser einfachen Taktik langfristig Geld verdienen. Bild 1 zeigt eindrucksvoll, dass der Großteil der US-Aktienmarktrenditen tatsächlich um den Monatswechsel herum erzielt wurde. Dies gilt übrigens auch bei Nichtberücksichtigung extremer Ausnahmefälle.
Andere wissenschaftliche Studien belegen gleichzeitig, dass dieser Kalendereffekt auch international zu beobachten ist. Einzig die Gründe für dieses Phänomen sind nach wie vor nicht hinreichend geklärt.
Wenn marktbreite Aktienindizes einen statistisch signifikanten TOM-Effekt aufweisen, sollte es bei Einzelaktien Titel geben, die besonders stark von dieser Kursanomalie profitieren, während andere nur unterdurchschnittlich oder überhaupt nicht vom Monatswechsel tangiert werden. Grund genug also, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um nach möglichen Top-Kandidaten aus dem DAX für solch eine Kalender-Strategie zu suchen.
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Das Handels-Setup ist alles andere als kompliziert. Wie bereits erwähnt, erfolgt der Einstieg in eine Aktie jeweils am letzten Handelstag eines Monats zum Schlusskurs der Kassabörse. Der Ausstieg erfolgt am Anfang des neuen Monats, und zwar ebenfalls zum Schlusskurs. Damit ist die Anzahl der Trades pro Aktie und Jahr automatisch auf zwölf begrenzt. Um Investitionen in einem Bärenmarkt zu vermeiden, kommt zusätzlich ein einfacher Trendfilter zum Einsatz: Ein Einstieg im Rahmen der TOM-Strategie wird demzufolge nur zugelassen, wenn die zugrunde liegende Aktie am Ende des Monats oberhalb ihres Gleitenden Durchschnittes über 100 Tage (GD100) notiert. Ist dies nicht der Fall, bleibt das System flat. Ein Stopp zur Absicherung ist nicht vorgesehen. Backtests haben allerdings ergeben, dass ein Katastrophenstopp in Höhe von beispielsweise zehn Prozent nicht zu Performance-Einbußen geführt hätte. Grundsätzlich sollte geprüft werden, ob das Unternehmen in diesem Zeitraum Quartalszahlen oder ähnliches vorlegt, um Sonderrisiken Rechnung zu tragen.
B1) Durchschnittliche Tagesrenditen Dow Jones Industrials (1926-2005)
Der US-Aktienmarkt generiert um den Monatswechsel herum überdurchschnittliche Renditen.
Um unseren Lesern einen Einblick in die historischen Ergebnisse der TOM-Strategie im DAX-Universum zu liefern, haben wir mehrere Backtests durchgeführt. Als Anlagesumme wurde bei jeder Aktie der Betrag von 10 000 Euro zugrunde gelegt. Als Kosten wurden je Roundturn 40 Euro veranschlagt. Um herausfinden zu können, welche Haltedauer bei der TOM-Strategie in der Vergangenheit die höchste Profitabilität aufwies, wurde für jede Aktie ein Ausstieg am ersten, zweiten, dritten und vierten Handelstag des neuen Monats durchgeführt. Die nachfolgenden Ergebnisse zeigen den aktienspezifischen Nettogewinn aller durchgeführten Trades seit dem 31.
Der Blick auf die Ergebnisse zeigt, wie groß die Unterschiede innerhalb des DAX sind. Während Aktien wie Lufthansa, ThyssenKrupp oder Infineon im gesamten Zeitraum von fast 14 Jahren mit Nettogewinnen jenseits der 10 000-Euro-Marke aufwarten, generierten ganze elf DAX-Mitglieder Verluste bei dieser Strategie. Weitere DAX-Werte warfen angesichts der relativ langen Zeitreihe und der damit verbundenen hohen Anzahl der Transaktionen nach Kosten schlichtweg zu wenig Gewinn ab Dezember 1999 für alle vier Ausstiegsvarianten. Die Ergebnisse sind auf Basis der längsten Halteperiode absteigend sortiert.
Wenn die Mehrzahl der Aktien schon nicht in den Kreis der Trading-Kandidaten kommt, erscheint die genauere Inspektion der Gewinner-Aktien mehr als sinnvoll. Hierzu wurden die sechs Aktien mit dem höchsten Nettogewinn ausgewählt. Die Lanxess-Aktie blieb aufgrund ihrer kurzen Kurshistorie außen vor. Das Top-6-Portfolio für die TOM-Strategie setzt sich aus folgenden Aktien zusammen: Lufthansa, ThyssenKrupp, Infineon, Merck, Continental und K+S. Wie man in Bild 2 unschwer erkennen kann, weist insbesondere die Kapitalkurve der Lufthansa-Aktie (schwarze Linie) alle Eigenschaften einer guten Handelsstrategie auf: eine klare Aufwärtstendenz, geringe Drawdowns und eine ziemlich konstante Verteilung der Gewinnhöhen ohne extreme Ausreißer, wie dies zum Beispiel bei der Infineon-Aktie der Fall ist. Hier wurden etwa 75 Prozent der Gewinne in den Monaten nach dem Crash-Tief im Jahr 2009 erwirtschaftet, was als Sondereffekt zu klassifizieren ist. Mit einem Gewinn von rund 112 Prozent in knapp 14 Jahren lieferte das Top-6-Portfolio bei Annahme einer Depotgröße von 60 000 Euro (je Position 10 000 Euro Kapital) damit eine durchschnittliche Rendite von fast fünf Prozent pro Jahr.
Ein berechtigter Einwand an dieser Stelle ist natürlich die Tatsache, dass die hier ausgewählten sechs Aktien erst im Nachhinein ausgewählt wurden und im Jahr 2000 nicht bekannt gewesen wären. Ebenso unberücksichtigt bleibt der sogenannte „Survivorship Bias“, schließlich werden die Handelsergebnisse erst bei Verwendung der exakten historischen Zusammensetzung des DAX realistischer. In der Regel verschlechtert sich dabei die Performance, da schwache Werte im Zeitablauf aus dem Index fallen, während neu aufgenommene Indexmitglieder bereits im Vorfeld Stärke gezeigt haben. Ein Blick in die historische Zusammensetzung im DAX zeigt, dass aus dem Top-6- Portfolio nur die Lufthansa und der Stahlwert ThyssenKrupp nicht von Anpassungen im Index betroffen waren.
B2) Kapitalkurven für das top-6-DaX-Basket
Die stabilste und profi tabelste Kapitalkurve der TOM-Strategie (Ausstieg am vierten Tag des Folgemonats) zeigt die Lufthansa-Aktie.
Die Turn of the Month-Strategie lieferte in der Vergangenheit bei mehreren DAX-Aktien ansehnliche Ergebnisse und zeigt, dass der Monatswechsel – aus welchen Gründen auch immer – einen bullischen Bias aufweist. Aus dem historischen Blickwinkel heraus bieten sich die Lufthansa- und die ThyssenKrupp-Aktie für den Handel der Strategie an, selbstverständlich sollten Trader auch andere Werte nach profitablen Mustern untersuchen. Der positive Aspekt an diesem äußerst einfachen Handelsansatz ist einerseits die Long-Only-Charakteristik, die unter Zuhilfenahme eines Trendfilters negative Marktphasen größtenteils ausblendet und dadurch hohe Risiken vermeidet. Andererseits kann das Kapital aufgrund der kurzen und klar beschränkten Haltedauer in der Zwischenzeit für andere Handelsstrategien oder in verzinsliche Vehikel geparkt werden und ist somit auch keinen Aktienmarktrisiken ausgesetzt. Ein Problem, das sich beim Handel dieser Strategie in der Praxis stellt, ist allerdings die Höhe der Gebühren und der Slippage, die gerade bei kleinen Positionsgrößen sehr schnell die generierte Rendite um den Monatswechsel zunichte machen kann. «
Ein Artikel von David Pieper. Wir danken traders-mag.com für die Zusammenarbeit.
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