Einfach, gewichtet, exponentiell, 5-Tage, 30- Tage, 100-, 200-Tage Gleitende Durchschnitte – Es gibt beinahe unendliche Kombinationsmöglichkeiten einen Gleitenden Durchschnitt einzusetzen. Wie so ein Gleitender Durchschnitt funkioniert, und wie er berechnet wird, ist die eine Sache. Wie aber zieht man daraus dann eine Handelsentscheidung, und welche Handelslogik ergibt sich daraus? Welchen Durchschnitt sollte man für welches Instrument anwenden? Laut John Murphy, einer Koriphäe der Technischen Analyse, sollte man zum Beispiel für den Terminhandel exponentielle Gleitende Durchschnitte verwenden, weil dann alle Kurse in einer Zeitreihe Berücksichtigung finden. So kann der Durchschnitt quasi die ganze „Lebensgeschichte“ eines Terminkontraktes widerspiegeln.
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Doch was, wenn man sich nicht auf einzelne Kontrakte, sondern auf den Markt an sich konzentrieren möchte? Welcher Durchschnitt eignet sich für welchen Markt am besten? Wir haben die drei Hauptarten der Gleitenden Durchschnitte auf verschiedene Märkte angewendet und getestet. Auf namhafte, internationale Indizes (DAX, S&P 500, ...) wurde ein einfacher, ein gewichteter und ein exponentieller Gleitender Durchschnitt angewendet. Als Basis für den Test dienten jeweils die Kursreihen der letzten beiden Jahre. Als Zeit-Parameter haben wir Gleitende Durchschnitte von drei bis 50 Tagen verwendet. Das Ergebnis ist frappierend: Die Unterschiede in der Performance sind einerseits gewaltig, aber auf der anderen Seite lässt sich kein eindeutiger Sieger ausweisen – in keinem der drei Durchschnitte für keinen Zeitrahmen. Für jeden Markt gibt es andere Gleitende Durchschnitte, die gut funktionieren. Ergo: Man kann nicht pauschal sagen, dass der einfache Gleitende Durchschnitt besser funktioniert als der gewichtete. Jeder Markt hat, je nach seinem spezifischen Charakter, einen anderen „besten“ Gleitenden Durchschnitt.
Bei solchen Tests darf man auch nicht vergessen, dass sie der Optimierung unterliegen. Simulationen sind auf die Vergangenheit bezogen und gelten deshalb nur für diesen bestimmten getesteten Zeitraum. Diese Zeiten ändern sich und die Märkte ändern sich mit ihnen. Deshalb sind auch die Anwendungsfelder der Gleitenden Durchschnitte nicht in Stein gemeißelt. Würde man einen anderen Zeitabschnitt mit den gleichen Parametern testen, würden die Ergebnisse höchstwahrscheinlich ganz anders aussehen.
Hier sieht man ein Schema einer möglichen Handelslogik mit zwei einfachen Gleitenden Durchschnitten. Die rote Linie zeigt den „langsameren“, die blaue Linie den „schnelleren“ Gleitenden Durchschnitt. Wenn die blaue Linie die rote von oben nach unten schneidet, wird ein Kaufsignal ausgelöst (Punkt A). Durchschneidet die rote Linie die blaue von oben nach unten, wird verkauft (Punkt B). Dieses System wird auch „Double Crossover“-Methode genannt.
Wie wir schon in der letzten Ausgabe des Traders Camps erfahren haben, gehören Gleitende Durchschnitte zu den Trendfolgeindikatoren. Das bedeutet, dass sie besonders gut in Märkten mit ausgeprägten Bewegungen funktionieren. In Seitwärtsphasen ohne eindeutigen Trend ist da eher das Gegenteil der Fall. Wer vor hat, Gleitende Durchschnitte als Basis für sein Trading-System zu verwenden, sollte sich darüber bewußt sein, dass eine gewisse Menge von Verlust-Trades unvermeidlich sein wird, so eben wie es typischerweise bei trendfolgenden Handelsansätzen der Fall ist.
Doch kommen wir jetzt zur Praxis. Das System, das wir hier vorstellen, ist ein schlichtes, auf einfachen Gleitenden Durchschnitten basierendes Trading-System – mit anderen Worten: ein klassisches Trendfolgesystem. Ein trendfolgender Trader versucht an den großen Bewegungen zu partizipieren. Gleitende Durchschnitte sind ein Instrument, die so eine Kursbewegung frühzeitig anzeigen können. Wieder haben wir Kombinationen von jeweils zwei Gleitenden Durchschnitten optimiert und getestet. Nach der Auswahl der Parameter (welche Art Durchschnitt, welcher Zeitrahmen...) wurden die so genannten Tradingrules festgelegt: Wir kaufen, wenn der kürzerfristige Gleitende Durchschnitt den längerfristigen von unten nach oben schneidet, und verkaufen, wenn er ihn von oben nach unten durchbricht. Dabei erfolgt das Signal jeweils auf der Basis des Schlusskurses, die entsprechende Positionierung erfolgt zur Markteröffnung des jeweils nächsten Handelstages. Für den Anfang wurden zunächst zwei einfache Gleitende Durchschnitte ausgewählt und auf drei verschiedene Zeitrahmen getestet. Zeitrahmen eins war ein Drei-Jahresabschnitt, Zeitrahmen zwei und drei jeweils die erste und zweite Hälfte dieser drei Jahre. Wie hat sich unser eingangs entworfenes System mit zwei einfachen Gleitenden Durchschnitten geschlagen? Nach drei Testreihen mit kurzfristigen Durchschnitten von drei bis zwölf Tagen und längerfristigen Durchschnitten von 13 bis 34 Tagen stellt sich heraus, dass für den Gesamtzeitraum und die zweite Hälfte des Zeitraumes die beste Konfiguration eine Kombination aus einem 7-Tage- und einem 17-Tage-Gleitenden Durchschnitt war. Für die erste Hälfte waren es ein 3-Tage und ein 12-Tage Gleitender Durchschnitt. Auch hier lässt sich also wieder feststellen, dass es keine goldene Regel gibt, welche Kombination von Gleitenden Durchschnitten ein optimales Trading-System ergibt.
Wir haben hier mit den Hinweisen zu den Gleitenden Durchschnitten einen der Klassiker der Technischen Analyse beschrieben. Wie überall so gilt aber auch hier, dass es den einen Weg zum Erfolg nicht gibt.
Und schon gar nicht kann man davon ausgehen, dass einem einzig und allein die Verwendung zweier Durchschnitte Erfolg beim Trading bringt. Hierzu gehört einiges mehr, speziell sind in diesem Artikel die immens wichtigen Themenbereiche Risikokontrolle und Money Management nicht angesprochen worden. Sie gehören jedoch als zentrale Elemente in jeden Handelsansatz. Dennoch kennen Sie nun die Klassiker der Technischen Analyse. Auch heute noch gehören sie, korrekt angewendet und in den richtigen Märkten eingesetzt, zu den grundlegenden Instrumenten für trendfolgend agierende Trader und Investoren.
Der Chart zeigt zwei einfache Gleitende Durchschnitte auf den DAX. Dort, wo sich die Linien der Durchschnitte schneiden, werden Kauf- und Verkaufsignale generiert (Einkreisungen). Hier hat man die Basis für ein Handelssystem, natürlich sind die Elemente Risiko- und Money Management hier noch nicht berücksichtigt.
Hiermit ist Teil 2 abgeschlossen. Wir danken Traders Magazine für die Mitarbeit.
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