Gap-Trading ist eine Daytrading-Strategie, bei der es im Grunde genommen darum geht, einen Long- oder Short-Trade zu eröffnen und noch am selben Tag zu schließen. In seltenen Fällen kann ein solcher Trade auch als Swing Trade behalten werden. Dazu müssen aber bestimmte Parameter erfüllt werden.
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Die meisten Gaps (Kurslücken) basieren auf Nachrichten und kommen vor allem im Zuge von Quartalsergebnissen einzelner Unternehmen vor. Wenn also beispielsweise die Erwartungen der Analysten übertroffen werden, kommt es häufig zu einem Aufwärtsgap (positiv). Werden jedoch die Konsensschätzungen verfehlt, kann es auch zu einem Abwärtsgap (negativ) kommen. Natürlich gibt es auch andere Umstände, die zu gewaltigen Gaps führen können wie beispielsweise ein geplatzter Deal (Abwärtsgap), eine Übernahme (Aufwärtsgap), ein neuer Großauftrag (Aufwärtsgap) oder auch das Scheitern eines Medikaments während der Zulassungsphase Abwärtsgap), was vor allem bei Pharma- und Biotechnologieaktien oft zu beobachten ist. Auch die Auf- oder Abstufung einer Aktie durch Analysten kann häufig zu großen Kurssprüngen führen.
Durch große Kurslücken – je größer, desto besser – befindet sich der Markt in einer Schieflage. Die Aktionäre geraten regelrecht in Panik und eine ganze Armada an Stopp-Loss-Aufträgen wird meist in den ersten Minuten ausgelöst. Es kommt zu starken Kursausschlägen, die sich aber während des Handelstages sehr gut und präzise analysieren lassen. Nachdem es zu den ersten Konsolidierungen kommt, lohnt sich meist der Einstieg in Richtung des Gaps. Unter Umständen kann aber auch ein trade gegen die eigentliche Gaprichtung zum gewünschten erfolg führen. das ist insbesondere dann interessant, wenn die Aktie vor Auftreten der Kurslücke schon stark gestiegen oder gefallen ist. Der Gap ist dann oft das Grande Finale der Übertreibungsphase.
Der große Vorteil entsteht in der Folge durch das hohe Volumen und die Teils starken Folgebewegungen. Nehmen wir einmal an, Ihre Lieblingsaktie fällt über Nacht um mehr als zehn Prozent. Sie werden eher in Panik geraten und versuchen noch am selben Tag die Aktie loszuwerden. Diesem Ruf folgen auch viele andere Anleger. Dank einiger Short-Verkäufer wird die Wirkung zusätzlich verschärft und das Papier kann im Laufe des Handelstages noch viel mehr an Wert verlieren.
Umgekehrt werden Sie Ihre Lieblingsaktie wohl kaum verkaufen, wenn es zu einem tollen Gap nach oben kommt. Sie behalten ihr Papier und viele andere Anleger werden auf die positiven Nachrichten aufmerksam und wollen ebenfalls einsteigen. Auch hier wird meist der effekt des Gaps während des Handelstages um ein Vielfaches erhöht. Aufwärtsgaps sind also eher interessant für Long-Einstiege, während Abwärtsgaps für Short-Einstiege nützlich sein können.
Bei einem Übertreibungsgap sieht das Ganze allerdings etwas anders aus: Ist eine Aktie schon einige Tage oder Wochen stark gestiegen und es kommt anschließend zu einem weiteren Aufwärtsgap, ist das eher interessant für Short-Einstiege. Ist eine Aktie bereits einige Tage oder Wochen stark gefallen und es kommt zu einem weiteren Abwärtsgap, wird es umgekehrt eher interessant für Long-Einstiege.
B1 Aufwärtsgap bei Sonos
Nach einem Aufwärtsgap bildete sich der erste starke Momentumimpuls. Das Kaufsignal wurde bei 20,50 US-Dollar (1) ausgelöst. Danach bildete sich eine längere Seitwärtsbewegung. Die nächste Einstiegschance (2) bot sich beim Ausbruch über die Marke von 20,80 US-Dollar. Der Stopp konnte knapp unter 20,60 US-Dollar platziert werden. Danach ging es in nur zehn Minuten auf 22 US-Dollar, was einen maximalen Profi t von 1,20 US-Dollar mit sich brachte. Das CRV des Trades lag somit bei 6:1.
B2 Abwärtsgap bei Coty
Bei Coty ist nach dem ersten Abwärtsimpuls eine technische Gegenreaktion zu sehen. Nach dem Bruch nach unten wurde das Short-Signal bei 11,65 USDollar ausgelöst. Der Stopp wurde dann bei 11,80 US-Dollar platziert. Das Tief der nächsten Bewegung wurde bei 11,10 US-Dollar gebildet. Hier sehen wir also eine Gesamtbewegung von 55 Cent bei einem R von gerade einmal 15 Cent – und damit ein CRV von immerhin 3,6:1.
Bild 1 zeigt einen Long-Trade bei Sonos: Nach einem Aufwärtsgap bildete sich der erste starke Momentumimpuls, der die Aktie von rund 19,80 auf 20,80 US-Dollar brachte. Danach kam die erste Konsolidierung, die eine Einstiegschance (1) mit sich brachte. Das Kaufsignal wurde bei 20,50 US-Dollar ausgelöst. Danach bildete sich eine längere Seitwärtsbewegung, eine sogenannte Base. Der Ausbruch aus solchen Konsolidierungen führt oft zu starken Impulsen. Die nächste Einstiegschance (2) bot sich beim Überschreiten der Marke von 20,80 US-Dollar. Der Stopp konnte hier knapp unter 20,60 US-Dollar platziert werden. Das R (aus CRV, Chance/Risiko-Verhältnis; R = Risiko) des Trades lag somit bei 20 Cent. Danach ging es in nur zehn Minuten auf 22 US-Dollar, was einen maximalen Profit von 1,20 US-Dollar mit sich brachte. Das CRV des Trades lag somit bei 6:1.
Natürlich funktioniert solch ein Trade auch hervorragend auf der Short-Seite. Bei Coty sahen wir nach dem ersten Abwärtsimpuls eine technische Gegenreaktion (siehe Bild 2). Das war ein typischer 1-2-3-Pullback, welcher häufig mal bis zum VWAP (Volume Weighted Moving Average) geht. Nach dem Bruch nach unten wurde das Short-Signal bei 11,65 US-Dollar ausgelöst. Der Stopp wurde in der Folge bei 11,80 US-Dollar platziert. Das R des Trades betrug somit 15 Cent. Das Tief der nächsten Bewegung wurde bei 11,10 US-Dollar gebildet – eine Gesamtbewegung von 55 Cent bei einem R von gerade einmal 15 Cent. Hier betrug das CRV immerhin 3,6:1. Natürlich wird man nicht immer das volle CRV erreichen, aber Teilgewinnmitnahmen und Trailing-Stopps führen zum nötigen Erfolg.
Ein weiteres schönes Beispiel sehen wir am 22. Februar 2021 auch bei AMD (Bild 3). Der Gesamtmarkt öffnete mit einem Gap nach unten und der technologielastige Nasdaq-100 zeigte deutliche Schwäche. Den Index im Rücken zu haben ist tendenziell ein wichtiger Teil des Erfolges. Wenn sich die Indizes während des Tages eher bullisch verhalten, ist es selten eine gute Idee, zu viele Shorts zu traden. AMD eröffnete mit einem klaren Abschlag zum Vortag und tendierte danach seitwärts. Der anschließende Durchbruch unter diese Seitwärtsbewegung markierte das Verkaufssignal unter der Marke von 87,50 US-Dollar. Wir sprechen hier von einem sogenannten ORB-Setup (Opening Range Breakout). Nach dem Ausbruch aus der Range war der Abverkauf kaum noch zu stoppen. Der Stopp wäre in diesem Fall knapp über dem Tageshoch bei 88,40 US-Dollar platziert worden. Aus einem anfänglichen Risiko von gerade einmal 90 Cent wurde also am Ende ein Gewinn je Aktie von rund 4 US-Dollar.
Die Gewinnerwartungen kann man beim Gap-Trading nicht prozentual festlegen. Es gibt Aktien, die bei guten Setups teils zehn Prozent Gewinn mit dieser Strategie innerhalb von wenigen Minuten abwerfen. Teils gibt es auch nur kleinere Gewinne von ein bis zwei Prozent innerhalb einer Stunde.
Wichtiger ist es hier, vor allem auf das Chance/RisikoVerhältnis (CRV) zu achten. Wenn ein Trade beispielsweise zehn Prozent Gewinn abwirft, heißt das noch lange nicht, dass es ein guter Trade war. Ist der Autor dabei ein Risiko von zehn Prozent eingegangen, war es sogar ein eher mittelmäßiger Trade. War das Risiko mit einem Stopp bei rund zwei Prozent abgesichert, war es ein fantastischer Trade, da das Ergebnis ein CRV von 5:1 lieferte. es kommt also immer auf das eingegangene risiko an, welches im trader-Jargon auch als r bezeichnet wird. Das Ziel ist es immer, das R um ein Vielfaches zu schlagen.
Mit Gap-trading-Strategien können erfahrene trader manchmal ein sehr hohes CRV erreichen. Es kann durchaus vorkommen, dass man intraday bei einem Handel das Zehnfache des ursprünglich eingegangenen risikos verdient. Solche Quoten sind im Gap-trading täglich erreichbar und bieten noch dazu eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der trade auch funktioniert. Diese Strategie bringt also eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit mit sich und gleichzeitig ein attraktives CRV.
B3 abwärtsgap bei AMD
AMD eröffnete mit einem klaren Abschlag zum Vortag und tendierte dann seitwärts. Der anschließende Durchbruch unter diese Seitwärtsbewegung markierte das Verkaufssignal unter der Marke von 87,50 US-Dollar. Der Stopp wäre in diesem Fall knapp über dem Tageshoch bei 88,40 US-Dollar platziert worden. Aus einem anfänglichen Risiko von gerade einmal 90 Cent wurde am Ende ein Gewinn je Aktie von rund 4 US-Dollar.
Grundsätzlich scheint Gap-trading für jeden geeignet zu sein, aber die vorgestellte Strategie ist durchaus eher für Fortgeschrittene Händler gedacht. Der erfolg hängt nicht nur von einem guten qualitativen Setup ab, sondern vor allem davon, wann und wie Teilgewinne mitgenommen werden, der Gewinn getrailt wird und wo der Stopp platziert wird. Kurz: Wenn zehn Trader den exakt selben Einstieg wählen, wird das Ergebnis am Ende des Tages extrem unterschiedlich ausfallen.
Wer diese Strategie erfolgreich umsetzen will, dem muss die Kunst des Handels bereits in Fleisch und Blut übergegangen sein. Das können vor allem erfahrene Trader von sich behaupten, die Tag für Tag ihre Trading-Skills erhöhen und immer genau wissen, wann und wie sie etwas tun. Natürlich kann man die Kunst des Tradings auch lernen, wenn man den dafür notwendigen Willen mitbringt. Es gibt zahlreiche Anbieter am Markt – suchen Sie sich einfach einen Börsencoach oder Mentor, der Ihnen in diesem Bereich weiterhelfen kann. Ungeübte und unerfahrene Trader sollten dagegen eher Abstand von dieser Strategie nehmen, da kleine Fehler zu großen Verlusten führen können.
Ein Artikel von Achim Mautz. Wir danken TRADERS´ für die Zusammenarbeit.
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