Börsenlegende: George Soros


Wer heute den Namen George Soros hört, denkt wohl zuerst an dessen unglaublichen Erfolg am Finanzmarkt. Nicht umsonst gilt er als einer der besten Anleger und Hedgefonds-Manager aller Zeiten. Legendär ist vor allem sein „Meisterwerk“, das er im Jahr 1992 ablieferte. Damals wette er gegen die britische Währung, indem er in großem Umfang Pfund gegen Deutsche Mark und Französische Franc verkaufte. Dadurch beschleunigte er den Wertverfall des Pfunds, das sich ohnehin schon im Abwärtstrend befand. Am Ende zwang der Kursverfall Großbritannien dazu, das Europäische Währungssystem zu verlassen. Das brachte Soros einen Milliardengewinn ein. Seitdem gilt er als „der Mann, der die Bank of England bezwang“.

Sir John Templeton

In diesem Artikel
Zwei Seiten des Erfolgs
Aufstieg von Geörgy Schwartz
Reflexivität im Markt
Open Society Foundation

Zwei Seiten des Erfolgs


Bis heute ist dieser Trade einer der bemerkenswertesten Investmenterfolge aller Zeiten. Allerdings brachte ihm das spekulative Kapitel seines Lebens neben Bewunderung auch Kontroversen um seine Person ein. Zum Beispiel machten ihn manche Beobachter persönlich für die damalige Währungskrise verantwortlich. Obwohl es mehrere Untersuchungen dazu gab, konnte das nie nachgewiesen werden. Auch der gesunde Menschenverstand spricht dafür, dass ein einzelner Marktteilnehmer eine solche Krise nicht kausal auslösen kann, selbst wenn er Milliarden bewegt. Außerdem wird dabei oft vergessen, dass derartige Investmentstrategien auch beträchtliche Risiken beinhalten. Trotzdem kursieren seit den 1990er Jahren immer wieder hartnäckig haltlose Verschwörungstheorien und antisemitische Anfeindungen gegen ihn.


Zitat 1 John Templeton

Ein weiterer Coup gelang George Soros, als er während der Finanzkrise 2007 die kommende Rezession in den USA richtig voraussah. Bis 2009 konnte er auf Grundlage dessen erneut Milliardengewinne einfahren. Sein Track Record als einer der erfolgreichsten Investoren der Geschichte führte dazu, dass seine Marktprognosen und Einschätzungen in Wirtschaftsfragen von einem immer breiteren Publikum verfolgt wurden. Das verschaffte ihm neben Einfluss in der Finanzwelt auch ein gewisses politisches Gewicht. Gemäß den letzten veröffentlichten Unterlagen der US-Börsenaufsicht SEC hielt seine Investmentgesellschaft Soros Fund Management im 1. Quartal 2023 insgesamt 185 Positionen mit einem Gesamtwert von 6,6 Mrd. US-Dollar. Unter den Top-10-Positionen fanden sich zum Beispiel Aktien von Horizon Therapeutics, Sea Limited, DigitalOcean und der Google-Mutter Alphabet. Aber auch ETFs auf US-Unternehmensanleihen im Investment-Grade- und High-Yield-Segment zählten zu den Positionen mit der höchsten Gewichtung.


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Allen Widrigkeiten zum Trotz – der Aufstieg von Geörgy Schwartz


Viele Anleger wissen aber nicht, dass der Börsenerfolg nur eine Seite von George Soros widerspiegelt. Denn einst gab es einen ganz anderen George Soros, einen kleinen Jungen namens György Schwartz, der 1930 in Ungarn geboren wurde und nur 9 Jahre alt war, als der Zweite Weltkrieg begann. Ein Junge, dessen Chancen, es jemals in die westliche Finanzindustrie und dort auch noch bis nach ganz oben zu schaffen, praktisch nicht existierten.

1944 und 1945 überlebte er die Nazi-Besatzung, unter der mehr als 500.000 ungarische Juden ermordet wurden. Doch er und seine jüdische Familie überlebten. Sie hatten sich falsche Papiere besorgt und konnten so ihre Herkunft verheimlichen. „Wir haben nicht nur überlebt, sondern es auch geschafft, anderen zu helfen“, erinnerte sich Soros später an diese Zeit. Mit Sicherheit waren diese Kindheitserfahrungen so einschneidend, dass sie direkt oder indirekt sein ganzes Leben prägen sollten.

Im Jahr 1947, noch nicht einmal erwachsen, verließ er Budapest, als die Kommunisten nach dem Krieg die Macht in Ungarn festigten. George Soros entschloss sich, nach London zu gehen. Dort arbeitete er als Kofferträger bei der Eisenbahn und Kellner in einem Nachtclub, um damit das Studium an der prestigeträchtigen London School of Economics zu finanzieren. Im Jahr 1954 schaffte er bei der Handelsbank Singer & Friedlander in London den Einstieg in die Finanzwelt. Und 1956 ging er in die USA. Dort gründete er 1970 schließlich seinen Hedgefonds Soros Fund Management, mit dem er nicht nur Milliardär, sondern einer der erfolgreichsten Investoren in der Geschichte der USA und der ganzen Welt wurde.


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Hintergrund ist die Orderausführung gemäß der NBBO-Regel der SEC. Daraus ergibt sich für den Broker die Verpflichtung, beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren für seine Kunden die Aufträge zum besten verfügbaren (niedrigsten) Ask-Preis und zum besten verfügbaren (höchsten) Bid-Preis auszuführen.


Reflexivität

Das Kompliment, dass George Soros einer der besten Trader aller Zeiten ist, nimmt er gerne an. Doch bei dieser Gelegenheit wies er immer wieder auch darauf hin, dass er sich als „gescheiterten Philosophen“ betrachtet. Doch was genau meint er damit eigentlich?

Im Kern geht es um seine Frustration, es nicht geschafft zu haben, aus seinen Überlegungen zur Reflexivität an den Märkten eine anerkannte akademische Theorie zu entwickeln. Und das trotz der Tatsache, dass er dieses Konzept offensichtlich in überaus erfolgreiche Handelsgeschäfte umgemünzt und damit gewissermaßen „bewiesen“ hat. Eigentlich müsste George Soros damit ein erfolgreicher und kein gescheiterter Finanzphilosoph sein.

Unter erfahrenen Börsianern ist Reflexivität heute ein Standardbegriff. Es geht dabei darum, dass Anleger sowohl Marktbeobachter als auch aktiv Handelnde sind. In dieser Doppelrolle beeinflussen sie sich gegenseitig. Zugleich sind sie aber auch fehlbar. Das bedeutet, dass ihre Einschätzungen über die Welt nicht perfekt dem tatsächlichen Stand der Dinge entsprechen. Ihre Einschätzungen sind also verzerrt und können suboptimale Handlungen auslösen, durch die sich aber wiederum die tatsächliche Situation verändert. Im Ergebnis ist die Beziehung zwischen dem Denken der Akteure und der durch sie beeinflussten Realität zirkulär. Das bedeutet, dass die Börse kein statisches Konstrukt ist, sondern ein komplexes, dynamisches System, in dem es Rückkopplungseffekte gibt und niemand genau sagen kann, was eigentlich wodurch beeinflusst wird.


Zitat 1 John Templeton

Die Grafik zeigt den zirkulären Zusammenhang zwischen kognitiver Funktion (Beobachten und Analysieren) und manipulativer Funktion (Handeln und Beeinflussen). Beide unterliegen der menschlichen Fehlbarkeit. Eine dritte Dimension, die hier nicht dargestellt ist, kommt noch hinzu: Die Interaktion der unzähligen Akteure an der Börse untereinander.

Quelle: Soros, G. (2014), Fallibility, Reflexivity, and the Human Uncertainty Principle, Journal of Economic Methodology


Open Society Foundation – Wohltätiges Engagement


Schon 9 Jahre nach Gründung seines Hedgefonds stellte George Soros fest, dass er „genug Geld“ hatte. Das war im Jahr 1979. Deshalb begann er, sich für wohltätige Zwecke zu engagieren und gründete die Open Society, mit der er sich für offene Gesellschaften statt autoritärer Regierungsformen einsetzte. Noch im gleichen Jahr vergab er Stipendien an schwarze Südafrikaner an der Universität Kapstadt. In dem Land herrschte damals noch die Rassentrennung (Apartheid). Auch osteuropäischen Dissidenten ermöglichte er ein Studium im Ausland. In den 1980er Jahren trug George Soros dazu bei, den offenen Austausch von Ideen im kommunistischen Ungarn zu fördern. Er finanzierte akademische Besuche im Westen und unterstützte junge unabhängige Kulturgruppen und andere Initiativen. Nach dem Fall der Berliner Mauer gründete er 1991 die Central European University als Ort zur Förderung des kritischen Denkens. Später dehnte er sein philanthropisches Engagement auf die USA, Afrika, Lateinamerika und Asien aus und unterstützte viele Bemühungen um die Schaffung demokratischer Gesellschaften.


Templeton Anlagestrategie

Heute ist George Soros einer der bekanntesten Philanthropen der Welt. Seine Open Society Foundations unterstützen Demokratie und Menschenrechte in mehr als 100 Ländern. Insgesamt stellte er dabei bereits mehr als 32 Mrd. US-Dollar seines persönlichen Vermögens zur Finanzierung der Stiftungen auf der ganzen Welt zur Verfügung.

Einst schrieb George Soros auf, was ihn dazu bewegt: „Mein Erfolg an den Finanzmärkten hat mir eine größere Unabhängigkeit ermöglicht als den meisten anderen Menschen. Das erlaubt mir, Stellung zu kontroversen Themen zu beziehen.“ Und er ergänzte: „Es zwingt mich sogar dazu, weil andere das nicht können.“


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