Dafür, dass der US-Hedgefonds-Manager Ken Griffin ein Vermögen von schätzungsweise 37 Milliarden US-Dollar angehäuft hat, ist er mit 55 Jahren noch vergleichsweise jung. Seine Firmen spielen im fundamental gesteuerten Aktiengeschäft sowie im quantitativen Statistical Arbitrage Trading, das von extrem kurzfristigen Preisineffizenzen profitiert, in der ersten Liga.
In diesem Artikel |
Hedgefonds-Manager mit 18 Jahren |
Vom Trader zum Manager |
Finanzkrise 2008: Kurz vor dem Aus |
Meme-Stock-Wette |
Leben abseits der Börse |
Eine weitere Hedgefonds-Legende |
Dabei war schon früh klar, dass Ken Griffin eine Finanzkarriere bevorstehen würde. Bereits in jungen Jahren interessierte er sich für die Märkte. Als er 1986 an der renommierten Harvard University studierte, tradete er nebenbei „aggressiv“ mit Aktien.
Dabei kam ihm seine Neugier zugute, durch die er viel lernte. Zum Beispiel rief er eines Tages einen Mitarbeiter der damaligen Investmentbank First Boston an, um sich nach Möglichkeiten zur Arbitrage zwischen Wandelanleihen und Aktien zu erkundigen. Er erfuhr, dass solche Geschäfte dort nur für das eigene Buch getätigt werden. Für Griffin war klar: Diese Trades müssen besonders profitabel sein. Das war die Art von Trading, die auch er betreiben wollte.
Wenige Tage vor seinem 19. Geburtstag startete er seinen ersten Fonds mit 265.000 US-Dollar von Freunden und Verwandten, darunter auch Geld seiner wohlhabenden Großmutter. Dabei setzte er auf für damalige Verhältnisse neue quantitative Analysemethoden, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
„Die Kapitalmärkte belohnen Sie für das, was Sie gelernt haben, was andere noch nicht wissen.“
Doch statt nur auf eigene Faust zu handeln, erkannte Griffin frühzeitig, dass er talentierte Mitarbeiter braucht, die seine Firma voranbringen. Einer seiner Mentoren, Frank Meyer von Glenwood Capital, gab ihm den Ratschlag, sich nicht nur auf eine Strategie zu fokussieren. Besser wäre es, ein Unternehmen als Plattform zu schaffen, mit der er die besten Talente im Trading anziehen kann. Genau das tat Griffin. Nachdem er 1989 sein Wirtschaftsstudium in Harvard abschloss, gründete er 1990 Citadel. Im Lauf der Zeit baute er die Firma immer weiter zur absoluten Top-Adresse im Hedgefonds-Bereich aus. Dabei nutzte er die Chancen, hervorragende Talente anzuwerben, als Banken und Hedgefonds ihre Mitarbeiter entließen oder Pleite gingen.
Heute arbeiten bei Citadel über 2500 Spezialisten, die ein Vermögen von fast 60 Milliarden US-Dollar verwalten. Die Firma ist eine Gelddruckmaschine, einer der profitabelsten Hedgefonds der Welt. Mit einigen Partnern gründete Griffin im Jahr 2002 zudem Citadel Securities. Der Market Maker ist heute einer der größten Liquiditätsanbieter der Welt und betreut mehr als 1400 institutionelle Kunden, darunter viele Zentralbanken und Staatsfonds.
„Hohe Renditen führen zu größeren Kapitalflüssen, was mehr Wettbewerber hervorbringt. Man muss sich weiterentwickeln und besser werden, um nicht verdrängt zu werden.“
Name |
Vermögen in Mrd. US-Dollar | Hegde-Fonds-Gesellschaft |
Ken Griffin | 37.3 | Citadel |
David Tepper | 20.6 | Appaloosa Management |
Steve Cohen | 19.8 | Point72 Asset Management |
Michael Platt | 18 | BlueCrest Capital Management |
Ray Dalio | 15.4 | Bridgewater Associates |
Israel Englander | 12.4 | Millennium Management |
Quelle: Forbes
Doch das Geschäft lief nicht immer reibungslos. Es waren Turbulenzen und Krisen zu überstehen. Die größte Herausforderung von allen war die globale Finanzkrise im Jahr 2008. Damals ging es ums Überleben, nachdem Lehman Brothers pleite gegangen war. Jede Woche verlor Citadel mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag. Griffin erzählt, dass der Nachrichtensender CNBC einen Wagen vor dem Gebäude parkte und nur darauf wartete, die Story über den Untergang von Citadel zu bringen. Doch dazu kam es nicht. Das Managementteam absorbierte rund 500 Millionen US-Dollar im Namen der Investoren, um sein Engagement für das Geschäft und den Glauben an die Zukunft zu demonstrieren. Ende 2008 hatte Citadel die Hälfte seines Kapitals verloren, aber war immer noch im Geschäft. Anschließend setzte sich die Erfolgsgeschichte bis heute fort.
„Es war der größte Fehler meiner Karriere, die Finanzkrise von 2008 nicht vorhergesehen zu haben.“
Ein anderer Misserfolg war die Beteiligung von Citadel am Phänomen der Meme-Aktien im Jahr 2021. Damals erfolgten massive, koordinierte Käufe von Anlegern, die Short-Eindeckungen bei ansonsten schlechten Aktien wie GameStop und AMC Entertainment auslösten. Einige Beobachter nannten es „die Mutter aller Short Squeezes“. Im Laufe der Ereignisse stützte Citadel die in Schieflage geratene Investmentfirma Melvin Capital mit 2 Milliarden US-Dollar. Im Austausch dafür würde man in den nächsten 3 Jahren einen Anteil der von Melvin erzielten Gebühren erhalten, so der Deal. Doch daraus wurde nichts. Zwar konnte Melvin durch die Finanzspritze seinen Hebel verringern und Zwangsverkäufe vermeiden. Doch schließlich wurde der Fonds per Mai 2022 trotzdem geschlossen. Rückblickend nannte Ken Griffin es trotzdem „faszinierend, im Zentrum dieser Verschwörung zu stehen“.
„Das Festlegen der Positionsgröße ist ein zweischneidiges Schwert.“
Aus Erfahrung weiß Ken Griffin heute, dass es sowohl an der Börse als auch in fast jedem anderen Geschäft auf einige entscheidende Dinge ankommt. Er führt vor allem 3 Faktoren an, die den Erfolg ausmachen: Besonderes Talent, professionelle Umsetzung und die Bereitschaft, schwierige Entscheidungen zu treffen.
Ken Griffin war zweimal verheiratet und hat 3 Kinder. Er ist ein begeisterter Radfahrer und Läufer. Unter den reichsten Menschen der Welt lag er zuletzt auf Platz 42. Er hat Millionen dafür ausgegeben, politische Entscheidungen zu beeinflussen. So investierte er etwa 54 Millionen US-Dollar in Anzeigen und andere Maßnahmen, damit im Jahr 2020 die Abstimmung über höhere Steuern für Superreiche im Bundesstaat Illinois nicht angenommen wird. Während er also gern Steuern spart, ist er dennoch wie viele schwerreiche Börsenlegenden als Philantroph aktiv. Griffin spendete bereits mehr als 2 Milliarden US-Dollar an verschiedene Initiativen der Bereiche Bildung, Chancengleichheit und Gesundheit.
Neben Ken Griffin gab es einen weiteren bekannten Namen im Hedgefonds-Geschäft: Jim Simons von Renaissance Technologies. Er ist im Mai 2024 im Alter von 86 Jahren gestorben. Zuletzt betrug sein Vermögen geschätzte 31,4 Mrd. US-Dollar, was ihn auf Platz 2 der reichsten Hedgefonds-Manager der Welt brachte.
Simons suchte akribisch nach kleinsten Ineffizienzen an den Märkten und entwickelte Strategien, um davon zu profitieren. Mit seinem Flaggschiff, dem Medallion Fund, wurde er zur Legende. In den 30 Jahren bis 2018 erzielte der Fonds nach Gebühren eine unglaubliche durchschnittliche Jahresrendite von 39,1 Prozent. Allerdings sind einige Details dazu umstritten. Für Anleger, die mehr über das Leben und Wirken von Jim Simons erfahren möchten, dürfte das Buch „The Man Who Solved the Market“ von Gregory Zuckerman eine interessante Lektüre sein
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