Die Dow-Theorie wird von vielen Anwendern der Technischen Analyse als ihre Grundlage angesehen, weshalb der Entwickler Charles H. Dow häufig auch als „Vater“ dieser Analysemethode bezeichnet wird. Darüber hinaus ist der Journalist aber auch der Mitgründer des „Wall Street Journal“ und stellte wichtige Indizes an den Aktienmärkten zusammen, welche noch heute sehr bekannt sind.
Charles Henry Dow wurde am 6. November 1851 in den USA (Sterling in Connecticut) geboren. Mit 21 Jahren begann er schließlich als Journalist zu arbeiten und spezialisierte sich nach einigen Jahren auf die Finanzwelt. Begeistert von der Wall Street schloss er sich mit Edward Jones zusammen und gründete 1882 die „Dow Jones & Company“. Täglich versorgte das Unternehmen Interessierte mit Informationen über das Geschehen an der Börse, woraus nach einigen Jahren das noch heute bekannte „Wall Street Journal“ entstand. Am 4. Dezember 1902 verstarb Charles Henry Dow in New York.
Neben der Dow-Theorie und der genannten Zeitung, ist häufig bereits der Ausdruck „Dow Jones“ geläufig, wenn man die bekannten Indizes einmal durchgeblättert hat. Der amerikanische Dow Jones (Industrial Average) umfasst heute 30 Einzelwerte und soll die Entwicklung des amerikanischen Aktienmarkts widerspiegeln. Zudem ist er bei Anlegern und Investoren sehr beliebt und auf den Journalisten Charles Dow zurückzuführen. Dieser hatte ebenfalls den Dow Jones Transportation Average zusammengestellt, welcher die 20 größten Transportunternehmen aus den USA zeigt. Die beiden Indizes spielen außerdem eine wichtige Rolle in der, von ihm veröffentlichten, Dow-Theorie.
Ausgehend vom Aspekt, dass die Technische Analyse das Studium der Massenpsychologie aller Marktteilnehmer ist, lässt sich diese Aussage gut erläutern. Auf jegliche Nachrichten, Vermutungen (…) reagieren die Investoren, Privatanleger, Trader (…) in irgendeiner Art und Weise. Ihr Handeln wird im Kursverlauf und somit im Chart sichtbar.
Da die Marktteilnehmer also auf alle Neuigkeiten durch ihr Handeln reagieren, wird die Bedeutung dieser Nachrichten direkt im Kurs dargestellt und (z.B.) der Index notiert bei einer Punktzahl, in welcher bereits alles (Bekannte) eingepreist ist.
Viele Anwender der Technischen Analyse argumentieren auf diesem Weg auch gegen die Fundamentalanalyse, da aus ihrer Sicht alle Fundamentaldaten bereits bekannt und somit im aktuellen Kurs enthalten sind. Folglich reicht für sie die Analyse der Marktbewegung selbst.
Charles Dow teilte die Kursbewegungen in drei verschiedene Trendphasen ein, welche sich vor allem in ihrer zeitlichen Dauer unterscheiden. Der primäre Trend dauert mehrere Jahre an und gibt die Gesamtrichtung eines Marktes an. Der sekundäre Trend ist auch als mittelfristiger Trend bekannt und kann einige Wochen bis Monate umfassen. Kurzfristige Fluktuationen im Kursverlauf hat Dow als tertiären Trend betitelt, welcher zeitlich auf nur wenige Wochen begrenzt ist.
Bild 1: Die drei Markt-Trends: Gesamt = primärer Trend, rot = sekundärer Trend und blau = tertiärer Trend
Neben der Unterteilung in drei Trendphasen hat Dow den langfristigen primären Trend zusätzlich nach bestimmten Charakteristika gegliedert. In der ersten Phase des primären Trends, der Akkumulationsphase, kaufen nur sehr wenige gut informierte Marktteilnehmer, da diese als einzige die Trendumkehr erkennen. In der Phase der öffentlichen Beteiligung nimmt der Trend an Fahrt auf, da die breite Masse an Anlegern auf die Umkehr aufmerksam wird und sich ebenfalls dementsprechend positioniert. In der letzten Phase, der Distributionsphase, steigen die gut informierten Investoren bereits schon wieder aus, da sie erneut als einzige eine bevorstehende Trendumkehr erkennen.
Wie bereits erwähnt hat Charles Dow unter anderem den Dow Jones Industrial Average und den Dow Jones Transportation Average erstellt. Laut Dow ist eine wichtige Bewegung erst dann von nachhaltiger Bedeutung, wenn sich die Indizes bestätigen. Er verwendete die beiden genannten Indizes gerne dafür.
Dies ist im Angesicht des Motivs, warum Dow die Indizes zusammengestellt hat, auch durchaus nachvollziehbar. Der Journalist wollte vor allem die allgemeine Entwicklung der Aktienmärkte zeigen. Bestätigen sich beide Indizes in einer Entwicklung nicht, dann trifft diese wahrscheinlich auch nicht auf den breiten Markt zu.
Das Volumen an den Märkten wird von vielen Analysten verwendet, um zu erkennen wie viele Marktteilnehmer die aktuelle Bewegung wirklich stützen. Aus diesem Grund ist es auch naheliegend, dass das Volumen in Trendrichtung ansteigen sollte, da die Trendrichtung per Definition stärker ist (bzw. sein sollte) als ihre Korrekturen. Tritt eine Divergenz zwischen der Volumenentwicklung und dem Trend auf (z.B. Aufwärtstrend, aber höheres Volumen bei den Abwärtskorrekturen, als bei den Aufwärtsbewegungen), dann „steht der Trend auf wackeligen Beinen“ und es ist Vorsicht geboten.
Bild 2: Volumen nimmt in Trendrichtung zu.
Oft wird diese letzte Aussage mit Newtons Gesetz der Trägheit begründet. Demnach verharrt ein Körper in seinem Bewegungszustand, bis eine Kraft von außen auf ihn einwirkt. Nach diesem Prinzip funktioniert gemäß Dow auch ein Trend, da dieser immer eine höhere Wahrscheinlichkeit hat sich fortzusetzen, als sich umzukehren. Deshalb gilt er auch so lange, bis er eindeutig umgekehrt wurde. Im Bild rechts wird der Trend erst beim Bruch der roten Linie umgekehrt, da dann zwangsläufig ein tieferes Tief ausgebildet wird. Die Reihe sukzessive steigender Tiefs und Hochs (Definition eines Aufwärtstrends) ist somit beendet und eine Trendumkehr ist geschehen.
Bild 3: Umkehrung eines Aufwärtstrends.
Auf der Dow-Theorie bauen viele weitere Richtungen der Technischen Analyse, wie z.B. die Elliott-Wellen-Theorie, auf. Gerade die Definition des Trends ist für Anfänger unbedingt zu berücksichtigen, um die Marktlage besser einschätzen zu können. Charles Dow hat somit nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur heutigen Finanzwelt aus Sicht des Journalismus und des bekannten Dow Jones, sondern auch zur Technischen Analyse, geleistet.
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