Jeder will wissen, wie sich die Kurse morgen und übermorgen entwickeln werden. Dies ist eine schwierige Aufgabe, da die Börsenkurse einem ständigen Wandel unterliegen. Selbst die am besten ausgebildeten Finanzexperten haben es dabei schwer. Außerdem kommen viele Emotionen ins Spiel, was die Situation sicherlich nicht einfacher macht. Die Technische Analyse ist sehr gut geeignet, um die Märkte mit einiger Distanz zu betrachten, ohne dass Emotionen einen Strich durch die Rechnung machen.
Die Technische Analyse ist die Untersuchung historischer Kursverläufe und deren Umwandlung in eine Prognose zukünftiger Kursbewegungen. Die Technische Analyse kann daher die Preise nicht genau vorhersagen. Die Technische Analyse greift nicht in die Finanzdaten und Hintergründe von Unternehmen, also in den Bereich der Fundamentalanalyse, ein. Die Technische Analyse geht davon aus, dass alle Informationen in die Preise einfließen.
Ein Eckpfeiler der Technischen Analyse ist die Annahme, dass sich die Preise in die Trendrichtung bewegen und sich die Vergangenheit wiederholt. Die Technische Analyse wird hauptsächlich im Börsenhandel für den kurzfristigen Handel eingesetzt. Die Technische Analyse ist kein heiliger Gral und schon gar nicht unfehlbar. Für den kurzfristigen Investor bietet die Fundamentalanalyse jedoch keine Lösung. Generell erweist sich die Fundamentalanalyse als langfristig wertvoll, während die Technische Analyse kurzfristig sinnvoller ist.
Eine Prognose, die mit Hilfe der Technischen Analyse erstellt wurde, tritt nicht immer ein. Eine Erfolgsquote von sechzig Prozent ist schon ziemlich gut. Wenn eine Prognose nicht erfolgreich ist, muss die Position über ein vorgegebenes Szenario geschlossen werden, z.B. ein Stop-Loss. Ebenso wichtig ist ein klares Szenario für die Gewinnmitnahme. Darüber hinaus ist die Technische Analyse nicht die ganze Erfolgsstory für einen aktiven Investor. Ebenso wichtig ist eine disziplinierte Durchführung und ein Money Management.
Die Technische Analyse besteht aus zwei Disziplinen: der visuellen Analyse und der statistischen Analyse. In diesem Praxisleitfaden geht es uns hauptsächlich um die zweitgenannte Methode.
Die Technische Analyse verwendet oft Grafiken, auch als Charts bekannt, woraus sich die Formulierung „Chart lesen” ableitet. Eine Grafik oder ein Chart ist übersichtlich und zeigt den Stand der Dinge zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einen Blick. Grafiken können auf verschiedene Weise erstellt werden, aber in der Regel wird ein Balken- oder Linienchart verwendet. Die visuelle Analyse ist die Domäne von Trendlinien, Kursmustern, Kopf- und Schulterformationen etc. Der Anwender sucht klare Muster und Trends zu entdecken. Dennoch gibt es in der visuellen Analyse zwangsläufig eine subjektive Komponente. Ein Analytiker wird manchmal ein bestimmtes Muster erkennen, der andere nicht.
Statistische Analysen sind die Domäne von Indikatoren und Handelssystemen. Indikatoren sind eine arithmetische Ableitung des Charts. Mit Hilfe mathematischer Formeln versuchen wir, mehr Einblick in das Verhalten der historischen Kursverläufe zu gewinnen und so eine Vision über die zukünftige Preisentwicklung zu entwickeln. Die statistische Analyse ist objektiv. Die durchgeführten Berechnungen lassen sich nur in einer Weise erklären. Dies kann menschliche Emotionen beseitigen, die oft die Ursache für inkonsistentes und irrationales Börsenverhalten sind. Die Indikatoren gibt es in allen Formen und Größen. Einige entwickeln sich in einem Trendmarkt gut, während andere in einem Seitwärtsmarkt (Trading-Markt) gut abschneiden. Wenn ein Indikator die Kauf- und Verkaufspunkte am Markt objektiv anzeigen kann, sprechen wir auch von einem Handelssystem.
Dieses Beispiel zeigt ein vollständiges Handelssystem mit objektiven Kauf- und Verkaufssignalen auf Basis des Bollinger Bänder Indikators in einem 30-Minuten Chart. Grüne Pfeile sind Kaufsignale, rote Pfeile sind Verkaufsignale.
Die Suche nach den leistungsstärksten Einstellungen eines Indikators für einen bestimmten Markt oder eine bestimmte Aktie wird als Optimierung eines Indikators bezeichnet. Die Berechnung, was ein bestimmter Indikator bei den auf der Grundlage historischer Kurse gefundenen Verkaufs- und Kaufsstellen erzielt hätte, wird als Backtesting bezeichnet. Die sogenannten Trendfolge-Indikatoren schneiden in einem Trendmarkt gut ab, die Oszillatoren in der Theorie in einem Trading-Markt besser. Um festzustellen, ob ein Markt einen Seitwärts- oder Trendverlauf aufweist, wurden spezielle Indikatoren, die sogenannten Trendindikatoren, neu entwickelt.
Die nachfolgenden Abbildungen (1-3) zeigen deutlich, ob es sich um einen Trend- oder Trading-Markt (Seitwärtsmarkt) handelt. Leider ist aber nicht immer vollkommen klar, ob es sich um einen Trend- oder einen Trading-Markt handelt. Manchmal wird der Trend durch heftige Preisbewegungen des Marktes verdeckt. Je volatiler der Markt, desto schwieriger wird es oft, den Trend zu bestimmen.
In diesem Beispiel zeigt sich ein Aufwärtstrend durch immer neuere und höhere Hochs.
In diesem Beispiel zeigt sich ein Abwärtstrend durch immer neuere und tiefere Tiefs.
In diesem Beispiel zeigt sich ein Seitwärtstrend aufgrund fehlender höheren Hochs oder tieferen Tiefs.
Die nachstehenden Abbildungen veranschaulichen die Differenz zwischen einem Linien- und einem Balkenchart. Eine korrekte Darstellung von Unterstützungs- und Widerstandslinien ist nur mit einem Balkenchart möglich. Die Abbildungen führen sowohl Unterstützungs- als auch Widerstandslinien in einem sogenannten Dreiecks-Muster zusammen. (Die Erzeugung eines Dreiecks bedeutet in der Regel die Entstehung einer wichtigen Preisbewegungen.)
Dieses Beispiel veranschaulicht einen Linienchart auf Basis von 60-Minuten.
Dieses Beispiel veranschaulicht einen Balkenchart auf Basis von 60-Minuten.
Jeder Anleger hat seinen eigenen Anlagehorizont. Ein sehr kurzfristiger Trader, ein sogenannter Scalper, denkt in Sekunden oder Minuten, ein Daytrader in Intervallen von 15 Minuten oder Stunden und ein Position-Trader in Tagen oder Wochen. Ein längerfristiger Investor denkt in Monaten oder Jahren. So hat jeder Anleger einen bestimmten Zeithorizont für seine Trades im Blick. Das bedeutet, dass er seine Analysen auch in verwandten Zeiteinheiten durchführt. Ein Daytrader verwendet seine Analysen z.B. auf Kerzen von 5 Minuten und ein Position-Trader auf Kerzen von Tageskursen. Dies bezieht sich nur auf den Zeithorizont. Die Technik der visuellen und statistischen technischen Analyse kann jedoch grundsätzlich auf jeder Zeiteinheit angewendet werden.
Diese Beispiele zeigt Open, High, Low, Close (OHLC) von Balkencharts (Bar Chart) und von Japanischen Kerzenmustern (Japanese Candle Sticks).
Unterschiedliche Trader können so in unterschiedlichen Zeiteinheiten analysieren und handeln. Ein einzelner Trader wird sich jedoch auch die übergeordneten Zeiteinheiten ansehen. Ein Daytrader wird sich auch oft mit dem längerfristigen Trend auf Tages- und Wochenbasis befassen, um beispielsweise zu verhindern, dass er gegen den Trend handelt. Es gibt auch Handelsmethoden, die einen oder mehrere Indikatoren gleichzeitig in verschiedenen Zeiteinheiten verwenden und nur dann handeln, wenn sich die Indikatorsignale aus verschiedenen Zeiteinheiten gegenseitig bestätigen.
In diesem Beispiel werden zwei Balkencharts über die identische Periode von einem Jahr gezeigt. Links der Tageschart und rechts der Wochenchart.
Uran-Aktien im Fokus: Die Kernenergie erfährt aktuell wieder einen Aufschwung und wir zeigen euch, welche Aktien auf unserer Watchlist sind. Zum Beitrag.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was ein IPO ist und was Sie beim Kauf einer solchen Aktie beachten sollten.
Mit unserem Stock-Box Service ermöglichen wir Ihnen automatisch in die Top-Performer der letzten drei Monate zu investieren.