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Heikin-Ashi-Kerzen versus klassische Candlesticks – bringen Sie Ruhe in Ihr Trading

Das regelmäßige Auf und Ab an den Märkten kann zu einer echten Belastungsprobe für die Nerven vieler Trader werden. Ob aktuell eine Position gehalten oder der Markt nur beobachtet wird – das Hin und Her lässt regelmäßig viel Spielraum für persönliche Interpretationen. Oftmals ist zwar ein Trend im Markt erkennbar, doch gibt es immer wieder Phasen, in denen Fehlsignale einen Trader in die Irre führen können und er Gefahr läuft, vorschnell eine Position einzugehen oder aufzulösen. In diesen Momenten ist es schwer, die Ruhe zu bewahren und den Überblick zu behalten.

 


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Heikin-Ashi: Eine Variante der Candlesticks

Heikin-Ashi-Kerzen haben, wie klassische Candlesticks auch, ihren Ursprung in Japan. Dort sind sie schon seit mehr als 100 Jahren bekannt und wurden der westlichen Trading-Gemeinde erst 2004 von Dan Valcu zugänglich gemacht. Seitdem haben sie zwar einen festen Platz in der Trading-Gemeinde, doch weder in der Literatur noch in der konsequenten Umsetzung hat sich diese Form der Darstellung bisher durchsetzen können. Zu Unrecht, wie Sie gleich sehen werden. 

Wer schon einmal das Kursgeschehen während einer Handelssitzung genauer beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass der Kurs eines Wertpapiers, einer Devise oder eines Index nicht konstant in eine Richtung läuft. Da gibt es zwar im Idealfall eine gewisse Tendenz, doch diese wird regelmäßig von großen und kleinen Rücksetzern, Trendbestätigungen und Gegensignalen durchbrochen. 

Diese entstehen während einer Handelssitzung durch das Zusammenspiel der verschiedenen Marktteilnehmer, die alle versuchen, in irgendeiner Weise den Kurs eines Wertes zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei kann es zu Störfeuern und Nebengeräuschen kommen, die zwar keinen unmittelbaren Einfluss auf den grundsätzlichen Trend haben, die Interpretation eines Charts aber regelmäßig erschweren. 

Diese Störungen fallen umso stärker ins Gewicht, je kürzer die betrachtete Zeiteinheit ist. Durch diese Nebengeräusche können Fehlsignale entstehen, die einen engagierten Trader auf die falsche Fährte locken und damit entweder aus einer Position herauswerfen oder hineinziehen können. Auf einem Chart mit Heikin-Ashi-Kerzen dagegen ergibt sich ein viel entspannteres und konstruktiveres Bild. Aber worauf beruhen Heikin-Ashi-Kerzen eigentlich? Wie sind sie aufgebaut, dass sie so einen ruhigen Trendverlauf anzeigen?

Aufbau der Heikin-Ashi-Kerzen

Während klassische Candlesticks so aufgebaut sind, dass sie jeweils das Hoch, das Tief, den Eröffnungs- und den Schlusskurs der betrachteten Periode beinhalten und farblich darstellen, ob der Schlusskurs unter oder über dem Eröffnungskurs lag, sind Heikin-Ashi-Kerzen anders aufgebaut. Gegenüber „normalen“ Kerzen wird nicht nur die betrachtete Periode einbezogen, sondern auch die vorangegangene. Das heißt im Detail:

Der Eröffnungskurs wird aus dem Durchschnitt von Eröffnungs- und Schlusskurs der Vorperiode gebildet:

HA-Opent = HA-Opent-1HA-Closet-12

 

Der Schlusskurs einer Heikin-Ashi-Kerze setzt sich aus dem Durchschnitt aus Eröffnungskurs, absolutem Schlusskurs, Tief sowie dem Hoch der Periode zusammen:

HA-Closet = OpentHochtTieftCloset4

 

Das Hoch und Tief ist entsprechend der absolute Hoch- beziehungsweise Tiefpunkt der betrachteten Periode, und zwar inklusive des Heikin-Ashi-Eröffnungs- und Schlusskurses. Der Kurs, der das Maximum bildet, gilt:

HA-Hocht = MAX {Hocht,HA-Opent,HA-Closet}
HA-Tieft = MIN {Tieft,HA-Opent,HA-Closet}

 

Wir sehen also, dass die Heikin-Ashi-Kerzen sowohl einen Bezug zur aktuellen Periode (t) als auch zur Vorperiode (t-1) darstellen. Das hat für unsere Betrachtung entscheidende Vorteile. Durch den Einbezug der Vorperiode und einer darauf beruhenden Durchschnittsbildung, wird die Betrachtung von Bewegungen einerseits geglättet, andererseits werden auch Extrembewegungen wie Kurslücken aus der Betrachtung genommen. In der Folge ist das optische Bild einfacher wahrzunehmen und die Interpretation wird entsprechend leichter und eindeutiger. 

Einfache und schnelle Interpretation Während es bei Kerzencharts vielfältige Interpretationsmöglichkeiten gibt, wie zum Beispiel in der einzelnen Kerze selbst oder auch in der Formation von mehreren Kerzen, sind bei Heikin-Ashi-Kerzen keine solchen Interpretationsmöglichkeiten vorhanden. Einen Hammer oder ein Umkehrmuster wie einen Morning Star werden Sie bei Heikin-Ashi-Kerzen nicht identifizieren können. Das kann Vor-, aber natürlich auch Nachteile haben. Bei Candlesticks kann ein Hammer als eindeutiges Signal ein schönes Einstiegssignal sein, mit dem ein Trader einen zeitnahen Einstieg in eine beginnende Aufwärtsbewegung schafft. Gleiches gilt für den Morning Star. 

Beide Signale zeigen oft einen Trendwechsel beziehungsweise eine Rückkehr zum Trend nach einer Korrektur an. Dennoch gibt es hier auch Raum für Fehlinterpretationen. Mit Heikin-Ashi-Kerzen können Sie diese Gefahr der Fehlinterpretation abschwächen. Ein klares Signal für einen Trendwechsel ist hier immer ein Farbwechsel. Heikin-Ashi-Kerzen können aber noch mehr. Tatsächlich helfen sie uns dabei, einen Trend eindeutiger beurteilen zu können, als wir es mit den klassischen Candlesticks vermögen.

 

Heikin-Ashi-Kerzen Trendbestimmung

 

Bild 1 zeigt, wie man mit Heikin-Ashi-Kerzen einen Trend bestimmen kann.

Trendanalyse mithilfe der Heikin-Ashi-Kerzen

Ein Aufwärtstrend lässt sich beispielsweise dadurch identifizieren, dass die Heikin-Ashi-Kerzen grün sind; ein Abwärtstrend zeigt entsprechend rote Kerzen. Darüber hinaus lässt sich die Trendstärke an den Heikin-Ashi-Kerzen gut ablesen. Zeigen sie am Beginn eines Trends noch obere und untere Schatten, so ändert sich dies mit zunehmender Trendstärke. Ein starker Aufwärtstrend zeichnet sich bei Heikin-Ashi-Kerzen dadurch aus, dass die Kerzen keinen unteren Schatten mehr haben. Das erklärt sich dadurch, dass bei der Berechnung der Heikin-Ashi-Kerze in einem starken Trend der Eröffnungskurs der niedrigste Kurs ist und dementsprechend das Tief bildet. Analoges gilt im Abwärtstrend. Da der Heikin-Ashi-Eröffnungskurs jedoch die Eröffnungs- und Schlusskurse der Vorperiode betrachtet, kann es durchaus sein, dass das Tief einer Heikin-Ashi-Kerze einen anderen Wert darstellt, als das bei Betrachtung in einem klassischen Candlestick-Chart der Fall ist.

 

Heikin-Ashi-Kerzen Beispiel

Bild 2: DAX im Tageschart mit Heikin-Ashi-Kerzen

Punkt 1 und 2 zeigen eine Umkehr des laufenden Trends an. Während bei Punkt 1 die oberen und unteren Schatten sehr lang sind und damit ein Einstieg unter Chance- und Risiko-Aspekten kaum noch sinnvoll erscheint, bietet Punkt 2 eine gute Gelegenheit, um in den neuen Trend einzusteigen. Vor allem, weil der MA 200 eine solide Unterstützung bietet. Interessant ist auch, dass sich die Punkte 1 und 2 jeweils an den Bollinger-Bändern zeigen. Punkt 3 macht deutlich, warum es sich anbietet, über eine Stopp-Order eine Position zu eröffnen.

Auch die Länge des Kerzenkörpers gibt Aufschluss über die Trendstärke. Je weiter der Schlusskurs vom Eröffnungskurs entfernt liegt, desto stärker ist der Trend. Wir können auch dieses Mal tatsächlich von einem Trend sprechen und nicht nur von der Stärke einer Periode wie bei der Betrachtung eines Candlestick-Charts, weil wir in einem Heikin-Ashi-Kerzen-Chart immer auch die Vorperiode mit betrachten. Damit zeigt sich eine wesentliche Stärke der Heikin-Ashi-Kerzen gegenüber klassischen Candlesticks. In der Essenz heißt das, dass die Heikin-Ashi-Kerzen mit zunehmender Trendstärke länger und mit zunehmender Trendschwäche kürzer werden. Dabei gilt es auch zu beachten, dass die Körper der Heikin-Ashi-Kerzen mit abnehmender Trendstärke kleiner und die oberen und unteren Schatten dabei länger werden. Diese Kerzenform begleitet uns im Heikin-Ashi-Kerzen-Chart auch durch Konsolidierungen beziehungsweise Seitwärtsphasen. Kleine Kerzenkörper mit oberem und unterem Schatten ermöglichen eine weitere Interpretationsmöglichkeit. Beobachten Sie am Ende eines Trends eine solche Heikin-Ashi-Kerze, können Sie mit einem Trendwechsel oder einer Gegenbewegung rechnen. Das gilt insbesondere, wenn Sie noch weitere Indikatoren oder charttechnische Elemente in die Analyse mit einbeziehen.

Kombination mit klassischer Charttechnik

Beobachten Sie eine Heikin-Ashi-Kerze mit kleinem Körper und langen Dochten beispielsweise an einem Gleitenden Durchschnitt, dann ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass der Kurs an dieser Stelle dreht. Die Wahrscheinlichkeit einer Wende ist sogar noch höher, wenn die betrachtete Heikin-Ashi-Kerze bereits eine andere Farbe hat als die der Vorperiode. Ein Einstieg per Stopp-Order kann dann eine gute Möglichkeit sein, in den beginnenden Trend einzusteigen. Diese Beobachtung können Sie regelmäßig an relevanten Unterstützungen und Widerständen machen. Des Weiteren eignen sich Trendkanäle sowie Bollinger-Bänder für eine solche Betrachtung.

 


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Das ultimative Instrument der charttechnischen Analyse?

Die Heikin-Ashi-Kerzen erlauben dem Trader, ohne großen Aufwand eine Trendbestimmung vorzunehmen und relevante Umkehrsignale zu generieren, ohne durch Fehlinterpretationen in die Irre geführt zu werden. Die Betrachtung eines Wertes kann insgesamt schneller durchgeführt und eine einmal eingegangene Position einfacher gehalten werden, wenn Sie sich ausschließlich an den Farben orientieren. Die großen und kleinen Fehlsignale, die man aus klassischen Candlestick-Charts kennt, werden durch die Heikin-Ashi-Kerzen gefiltert und entfallen bei dieser Betrachtung. Das ist auch aus psychologischer Sicht eine wichtige Komponente, denn gerade in diesen unsicheren Momenten, in denen Trader nicht einschätzen können, in welche Richtung der Markt tendiert, besteht die Gefahr, dass sie sich in das Spannungsfeld aus Angst und Gier begeben und ihre objektive Marktanalyse einer subjektiven Betrachtung weicht. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, warum sich Heikin-Ashi- Kerzen-Charts nicht schon lange als Standardbetrachtung durchgesetzt und die Vielzahl an Darstellungsmöglichkeiten, Indikatoren, Oszillatoren, Interpretations- und Analysemöglichkeiten verdrängt haben.

Bei aller Begeisterung über die Einfachheit der Betrachtungsweise müssen Sie sich bewusst machen, dass Heikin-Ashi-Kerzen im Gegensatz zu klassischen Candlesticks zu den Indikatoren zählen. Dies liegt in der Konstruktion der Heikin-Ashi-Kerzen begründet, in der immer die aktuelle und die vorangegangene Periode betrachtet werden. Damit findet eine Glättung der Kurse statt, die sich in der Darstellung widerspiegelt.

Stellen wir uns zu guter Letzt die Frage, welche Auswirkungen es für das Trading hat, wenn man seine Handelsentscheidungen auf Heikin-Ashi-Kerzen stützt. Durch diese Glättung der Betrachtung – der Indikatoreneigenschaft – ergibt sich, dass die Heikin-Ashi-Kerzen nur eine nachlaufende Betrachtung, maximal eine Momentaufnahme erlauben. Durch die fehlenden Interpretationsmöglichkeiten wie Formationen oder Candlesticks können keine Prognosen für die folgenden Perioden aufgestellt werden. In der Praxis bedeutet das für Sie, dass Sie aufgrund der Indikatoreigenschaft der Heikin-Ashi-Kerzen Einstiegs- und Ausstiegssignale regelmäßig mit einer Zeitverzögerung erhalten.

Wenn Sie einen klassischen Candlestick-Chart betrachten, in dem Sie beispielsweise einen Hammer als Einstiegssignal erkennen und dann die Betrachtung auf Heikin-Ashi-Kerzen setzen, können Sie sehen, dass hier von Trendwende noch nichts zu sehen ist. Mit Überschreiten des Hammers in der Folgeperiode im Candlestick-Chart bildet sich im Heikin-Ashi-Kerzen-Chart erst das Umkehrsignal entweder als Farbwechsel oder in Form einer Kerze mit kleinem Körper und langen oberen und unteren Schatten. Die Signalgebung über Heikin-Ashi-Kerzen ist also regelmäßig um mindestens eine Periode verzögert.

Wie können wir jetzt dieses Signal einer Kerze mit kleinem Körper und langen oberen und unteren Schatten handeln? In der Praxis hat sich für einen Long Trade ein Stopp-Buy-Einstieg, für einen Short-Einstieg ein Stopp-Sell-Einstieg bewährt. Dann kommen Sie zwar erst in der darauffolgenden Periode in den Markt und damit deutlich nach einem Signal aus dem klassischen Candlestick-Chart. Im Gegenzug erhalten Sie dafür aber ein Mehr an Sicherheit durch die Eliminierung von Fehlsignalen und Nebengeräuschen. Das heißt konkret: Sie gehen weniger Trades ein und haben dafür die Chance auf eine höhere Trefferquote.

Fazit

Das ultimative Trading-Instrument sind die Heikin-Ashi-Kerzen-Charts also nicht. Dennoch lohnt sich die Betrachtung der Märkte mit Heikin-Ashi-Kerzen-Charts, da sie es ermöglichen, mit einem schnellen Blick die Verfassung der Märkte wahrzunehmen. Der Vorteil von Heikin-Ashi-Kerzen liegt in der Filterfunktion gegenüber Fehlsignalen und Nebengeräuschen und damit in einer eindeutigen Trenddarstellung. Der – zumindest teilweise – Nachteil liegt in der zeitlich verzögerten Darstellung gegenüber Kerzenformen. Trotzdem ist es sehr gut möglich, nach Heikin-Ashi-Kerzen zu handeln, wenn Sie Ihr Risiko- und Money-Management danach ausrichten und die Betrachtung mit anderen charttechnischen Elementen kombinieren.

 

 

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Autor Wieland Arlt

Autor des Artikels

Diplom-Volkswirt Wieland Arlt ist ausgebildeter und zertifizierter Coach und Trainer. Seit mehreren Jahren handelt er aktiv auf kurzfristigen Zeitebenen.



 

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