Der Morning Star und der Evening Star sind zwei Umkehrformationen, welche aus jeweils drei Kerzen bestehen. Wie generell bei Kerzenformationen üblich, wird auch hier nur eine mögliche Boden- bzw. Topbildung angekündigt. Eine wirkliche Trendumkehr gemäß der Dow-Theorie geht mit der Ausbildung des Musters nicht einher. Für eine Umkehr nach Dow müsste die Reihe steigender Hochs und Tiefs (Aufwärtstrend) bzw. fallender Hochs und Tiefs (Abwärtstrend) gebrochen werden.
Der Morning Star ist die bullische Variante und kündigt das Ende einer Abwärtsbewegung an. Das bärische Pendant stellt der Evening Star dar. Generell können beide Formationen in verschiedenen Zeiteinheiten entdeckt werden, z.B. dem Tages- oder Wochenchart.
Der Morning Star („Morgenstern“) beginnt mit einer bärischen Kerze, welche die aktive Abwärtsrichtung weiterhin bestätigt. Dabei liegt der Schlusskurs am unteren Ende der Handelsspanne, sodass keine große Lunte entsteht.
Die zweite Handelsperiode beginnt mit einer Abwärts-Kurslücke, womit die Stärke der Verkäufer erneut bekräftigt wird. Insgesamt ist dieses zweite Intervall aber von eher geringer Aktivität geprägt, sodass die Volatilität meistens niedrig bleibt und der Eröffnungskurs nahezu dem Schlusskurs entspricht. Desto genauer dies gelingt, desto „perfekter“ ist der Stern zu sehen. Der Stern ist ein kleiner Doji (Ein Doji ist allgemein eine Kerze, bei der Eröffnungskurs und Schlusskurs nahezu identisch sind.), welcher wie ein Plus („+“) aussieht.
Die dritte Periode beginnt in der Regel mit einer Gap in die andere Richtung. In gewisser Art ist somit eine „kleine bzw. kurze“ Inselumkehr geschehen. Wichtig ist nun, dass die dritte Kerze die Stärke der Käufer repräsentiert. Die meisten Marktteilnehmer möchten, dass diese Kerze oberhalb der Hälfte des Körpers der ersten (bärischen) Kerze der Formation schließt. Allgemein gilt: Je höher diese dritte Kerze schließt, desto bullischer und aussagekräftiger ist die Formation.
Im Chart von Siemens wurde in einer übergeordneten Abwärtsbewegung ein Morning Star ausgebildet. Auf die Formation folgte im Anschluss eine Aufwärts-Gap, sowie einige weitere positive Handelstage. Im Anschluss wurde die Abwärtsrichtung zwar wieder aufgenommen, allerdings ist die kurzfristige Umkehr durch den Morning Star gut erkennbar.
Bild 1: Der Morning Star bei Siemens leitete eine kurzfristige bullische Bewegung ein (SIE, Daily, Aug. 2007 bis Sep. 2007).
Der Evening Star („Abendstern“) ist genau entgegengesetzt aufgebaut. Dieser beginnt mit einer bullischen Kerze, welche die Käuferkraft zeigt. Darauf folgt eine Aufwärts-Gap, welche diese Stärke zwar erneut bestätigt, allerdings hat der weitere Verlauf dieser Handelsperiode einen ausgeglichenen Charakter. Auf diese Weise entsteht der typische kleine Doji bzw. Stern, welcher zuvor bereits beschrieben wurde. Die dritte Kerze ist stark bärisch und beginnt bereits mit einer Abwärts-Kurslücke. Sie sollte unterhalb der Hälfte des ersten Kerzenkörpers (des gesamten Musters) schließen.
Ein Beispiel für einen Evening Star zeigt die Aktie AT&T. Auch wenn der Aufwärtstrend weiterhin aktiv war, konnte der Beginn einer Abwärtskorrektur mit der genannten Kerzenformation angekündigt werden. Gut zu sehen sind die Kurslücken vor und nach dem Stern, sowie die Kraft der Verkäufer im dritten Intervall des Musters.
Bild 2:Die kurzfristige Top-Bildung erfolgt in der Form eines Evening Stars (T, Daily, Juni 2014 bis Aug. 2014).
In der ersten Handelsperiode wird die bisherige Richtung weiterhin bestätigt und es scheint keinerlei Anzeichen einer bevorstehenden Umkehr zu geben. Diese Tendenz wird von der Gap in dieselbe Richtung, zu Beginn des zweiten Intervalls, erneut bekräftigt. Diejenigen, die Positionen in der aktiven Richtung offen haben, fühlen sich darin bestätigt.
Während der zweiten Handelsperiode ist die Schwäche der Käufer in einer Aufwärtsbewegung bzw. Verkäufer in einer Abwärtsbewegung aber schon deutlicher merkbar. Die Volatilität ist gering und es kann kein erneuter Druck aufgebaut werden. Kurzfristig kann dies bereits als Warnsignal im Sinne einer Erschöpfung interpretiert werden, allerdings kommt es auch noch nicht zu einer nennenswerten gegenläufigen Bewegung.
Sobald die Gap in die andere Richtung (zum Start des dritten Intervalls) erfolgt, ist für viele kurzfristige Händler, die die vorangegangene Bewegung mitgenommen haben, Vorsicht geboten. Manche nutzen dies vielleicht schon zum Schließen oder Absichern der noch offenen Positionen. Das liegt daran, dass Gaps in der Regel immer in Trendrichtung auftreten und für eine Stärke der Käufer bzw. Verkäufer (je nach Richtung der Gap) sprechen. Da im Verlauf der letzten Kerze eine starke Bewegung in der Richtung der Kurslücke weiter ausgebaut wird, könnte eine Umkehr geschehen sein. Dies nutzen wiederum die ersten Marktteilnehmer um Positionen in diese (neue) Richtung zu eröffnen.
Die Beschreibung bezieht sich auf den idealen Verlauf der Formation, wobei natürlich Abweichungen möglich sind. Gerade die Form vom „Stern“ wird häufig etwas vernachlässigt, sodass z.B. Dojis generell von manchen Tradern als angemessen angesehen werden.
Zum Teil wird noch zwischen einem Evening Doji Star und Evening Star unterschieden (dasselbe beim Morning (Doji) Star). Nimmt jemand diese Unterscheidung vor, so muss für ihn die zweite Kerze nicht einmal ein Doji sein, was ein „Stern“ aber eigentlich ist.
Man sollte generell immer beachten, dass die Kerzenformationen wie das Harami keine eindeutige Sicherheit dafür bieten, dass es tatsächlich zu einer gegenläufigen Bewegung kommt. Allerdings wird anhand der Kerzenkonstruktion deutlich, dass der bestehende Trend schwächelt.
Wenn man auf der Basis eines Haramis handeln möchte, sollte man unbedingt in Erwägung ziehen zusätzliche Bestätigungen für eine Trade-Idee mit zu integrieren. Dazu können charttechnische Unterstützungs- und Widerstandszonen, Indikatoren, das Volumen oder weitere Dinge verwendet werden.
Außerdem gilt es zu beachten, dass der Trend mit der Ausbildung eines Haramis noch nicht umgekehrt wurde. Dafür muss die vorliegende Trendstruktur – bestehend aus den Trendhochs und -tiefs – nachhaltig gebrochen und umgekehrt werden. So lange dies nicht geschehen ist, handelt man nur eine Korrektur gegen den Trend. Ein Trend hat gemäß der Dow-Theorie immer eine höhere Wahrscheinlichkeit sich fortzusetzen, als umzukehren.
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