Man muss sich folgendes Szenario vorstellen. Da sitzt ein großer Fondsmanager, der den Auftrag erhalten hat, mehrere Millionen Stück einer bestimmten Aktie zu kaufen. Natürlich kann er nicht einfach eine Market-Best-Order ins System stellen, da ansonsten der Kurs kurzfristig explodieren und er durchschnittlich einen sehr schlechten Preis erzielen würde. Also orientiert sich der Fondsmanager am „fairen“ Preis der Aktie, sprich am VWAP. So will er verhindern, die Aktie zu teuer einzukaufen.
Nehmen wir also an, der Kurs befindet sich gerade weit über dem VWAP. Dann wird der Fondsmanager in den meisten Fällen keinen Kaufauftrag platzieren, da der Kurs zu hoch ist. Kommt der Kurs aber wieder zum VWAP zurück, bekommt er einen fairen Preis und beginnt zu kaufen. Der Kurs geht in der Folge wieder nach oben und erlebt somit einen natürlichen Bounce weg vom VWAP (Bild 1).
Bild 1: Das Schema zeigt, wie der VWAP im Tagesverlauf als Unterstützung wirken kann.
Vice versa haben wir das Szenario natürlich auch auf der umgekehrten Seite. Nehmen wir also an, der Fondsmanager bekommt eine größere Verkaufsorder herein oder möchte eine solche platzieren. Natürlich wird er versuchen, möglichst am fairen Preis und nicht darunter zu verkaufen. Somit wird der VWAP wiederum auch zu einem möglichen Widerstand während des Handelstages. Besonders bei stark gehandelten Titeln mit viel Volumen hat der VWAP eine recht große Signifikanz. Bei Wertpapieren mit kleineren Volumina, bei denen selten größere Aufträge platziert werden, wird der Indikator dagegen weniger gute Ergebnisse abliefern.
Bild 2: Das Schema zeigt, wie der VWAP im Tagesverlauf als Widerstand wirken kann.
Schauen wir uns einen Chart des S&P 500 an. Sie können zwar keinen S&P 500 Index per VWAP analysieren, da dieser bekanntlich nur eine Indikation ist und kein Volumen hat. Abhilfe bekommen Sie aber beispielsweise durch die Betrachtung des ETFs SPY SPDR S&P 500 Trust auf den Index. Bild 3 zeigt einen 15-Minuten-Chart auf den ETF SPY. Es spielt hier absolut keine Rolle, ob man die Periode 15 Minuten, fünf Minuten, 30 Minuten oder 60 Minuten wählt, da der VWAP auf Tagesbasis überall gleich dargestellt wird. Schön zu sehen ist, wie der Indikator immer wieder entweder als Widerstand oder als Unterstützung während des Handelstages dient.
Bild 3: Der 15-Minuten-Chart des S&P 500 ETF (SPY) zeigt anschaulich, wie der VWAP intraday als deutliches Level wirken kann.
Wie eingangs erwähnt, kann man diesen Indikator nicht für jedes Wertpapier verwenden. So gilt es herauszufinden, bei welchen Titeln er besonders gut funktioniert und bei welchen nicht. Das ist wiederum die Aufgabe jedes einzelnen Traders.
Nun folgt ein gutes Beispiel aus der realen Welt zeigen. Hier handelt es sich um den ETF UVXY ProSharesUltra VIX, der einen zweifachen Hebel auf den Volatilitätsindex VIX darstellt. Diesen ETF hat der Autor im Zeitraum Ende Juli/Anfang August mit dieser simplen und zugleich effektiven Strategie des Öfteren gehandelt. Der Trading-Plan hierzu sah wie folgt aus:
Schauen Sie sich nun den Chart dazu an (Bild 4). In diesem Trade ist eine Stunde nach Markteröffnung zu sehen, wie der VWAP nach oben durchbrochen wurde, um ein Kaufsignal bei 31,40 zu geben. Knapp zwei Stunden später wurde die Position mit einem 30-Minuten-Trailing-Stopp bei 34,73 Dollar ausgestoppt, was immerhin einen Intraday-Gewinn von 8,9 Prozent brachte.
Bild 4: Etwa eine Stunde nach Markteröffnung wurde der VWAP nach oben durchbrochen und eröffnete ein Kaufsignal bei 31,40 Dollar. Knapp zwei Stunden später wurde die Position durch einen 30-Minuten-Trailing-Stopp bei 34,73 Dollar ausgestoppt, was intraday einen Gewinn von 8,9 Prozent brachte.
Eine Woche zuvor gab es einen ähnlichen Trade mit der gleichen Taktik (Bild 5). Hier sahen wir nach einer negativen Eröffnung unter dem VWAP gleich in den ersten 15 Minuten den Ausbruch inklusive Schlusskurs über dem Indikator, was ein Kaufsignal mit sich brachte. In der Folge wurde der Trade mit einem Stopp-Loss bei 27,30 Dollar wieder verlassen. Dieses Mal sahen wir also keinen allzu langen Impuls nach oben. Dafür ist aber umso schöner zu sehen, dass nach dem Bruch des VWAP nach unten der Tag gelaufen war. Es bildete sich ein bärischer Wimpel, inklusive eines Retests des VWAP nach oben, bis die Bären beim Bruch des Wimpels nach unten das Ruder übernahmen und die Kurse deutlich drückten.
Bild 5: Hier sieht man eine negative Eröffnung unter dem VWAP gleich in den ersten 15 Minuten den Ausbruch inklusive Schlusskurs über dem Indikator, was ein Kaufsignal mit sich brachte. In der Folge wurde der Trade mit einem Stopp-Loss bei 27,30 Dollar wieder verlassen.
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