Eine Strategie für Optionen auf Aktien.

Die Risk Reversal Strategie für das Schreiben von Optionen

Dieser Artikel beschreibt, wie ein Trade mittels Optionen zu einem besseren Chance/Risiko-Verhältnis gehandelt werden kann. Dazu braucht der Trader eine Marktmeinung, die auf eine Bewegung eines Wertes setzt. Er nutzt die Optionspreisstruktur in diesem Markt mittels des Risk Reversal Trades gewinnbringend für sich aus und verschafft sich somit einen statistischen Vorteil.


In diesem Artikel
Eine Optionsstrategie
Struktur des Risk Reversal
Die Optionspreisstruktur
Kapitalbedarf
Trade-Beispiel
Strategieübersicht

Eine Optionsstrategie

Die Wichtigkeit der beiden Faktoren Chance/Risiko-Verhältnis (CRV) sowie Eintrittswahrscheinlichkeit des Gewinn- beziehungsweise Verlustfalles für die Gesamtperformance eines Traders wurde schon in zahlreichen Artikeln beschrieben. Wer sich mit der Problematik der Wechselwirkung der beiden genannten Faktoren vertraut gemacht hat, wird eine Möglichkeit zu schätzen wissen, im exakt gleichen Handelsszenario, im gleichen Basiswert das CRV zu verbessern. Dies kann durch die im Folgenden beschriebene Optionsstrategie – den sogenannten Risk Reversal – geschehen. Voraussetzung für diese Strategie: Der Trader hat eine klare Marktmeinung bezüglich eines Basiswertes und erwartet eine Bewegung in eine bestimmte Richtung.

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Referenz Birger Schäfermeier.

Options-Trading Konzepte

Vola-Smile

Symmetrische Verteilung der impliziten Volas der verschiedenen Optionskontrakte: weiter aus dem Geld = höhere IV

Vola-Skew

Symmetrische Verteilung der IVs: Bei Aktienindex-Optionen sind die niedrigen Ausübungspreise typischerweise teurer als die hohen

SPY

Der liquideste Exchange Traded Fund an den US-Märkten, ist ein Tracker des S&P 500 Index

Implizite Volatilität (IV)

Erwartete Schwankungsbreite, enthalten im Optionspreis

Die Struktur des Risk Reversal

Der Aufbau ist wie folgt: Auf der entgegen der erwarteten Bewegung liegenden Seite des Marktes wird ein Kontrakt verkauft (geschrieben), mit dem Wertverfall als Ziel. Sind Sie zum Beispiel bullisch für den Basiswert, so verkaufen Sie einen aus dem Geld liegenden Put. Mit einem Großteil der so eingenommenen Optionsprämie wird dann auf der anderen Seite (dort, wo die Marktbewegung hingehen soll) ein Kontrakt gekauft – in der Hoffnung, dass dieser ins Geld geht. Im bullischen Szenario wäre das ein Call, der ebenfalls aus dem Geld liegt. Das Ganze findet typischerweise für eine kleine Netto-Prämieneinnahme statt. Das heißt, dass der verkaufte Kontrakt etwas mehr Geld einbringen sollte als der gekaufte kostet. Die so entstandene Kombination jeweils eines „nackten” Optionsverkaufes und -kaufes ist dann ein klassischer Risk Reversal. Es gibt auch diverse Variationen mit vertikalen Spreads statt nackten Trades, welche in den zukünftigen Artikeln behandelt werden. Die Wirksamkeit dieser Optionsstrategie fußt auf zwei Komponenten:

1. Auf der charakteristischen Form der Gewinn- und Verlustkurve der Position im Vergleich zum Basiswert, die durch eine Sattelform gekennzeichnet ist

2. auf der Optionspreisstruktur

Ein Blick auf das Gewinn- und Verlustprofil des Risk Reversal (siehe Bild 1) verdeutlicht dessen Vorteile. Der erkennbare „Sattel“ bewirkt, dass sich bei kleinen Bewegungen des Basiswertes der Wert der Position nur wenig ändert, bei großen Bewegungen dafür umso mehr. Ist das CRV größer als 1, bedeutet das, dass der Trade im Gewinnfall verhältnismäßig stark gewinnt beziehungsweise im Verlustfall nur unterdurchschnittlich verliert, wodurch das CRV weiter verbessert wird.

Bild 1: GuV Risk Reversal auf SPY

Strategie für Optionen auf Aktien.

Der erkennbare „Sattel“ bewirkt, dass sich bei kleinen Bewegungen des Basiswertes der Wert der Position nur wenig ändert, bei großen Bewegungen dafür umso mehr.

Bild 2: Volatility Skew beim SPY

Strategie für Optionen auf Aktien.

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Bei der Mehrheit der Aktien und vor allem auch bei Aktienindizes findet man häufiger eine asymmetrische Preisverteilung der Optionen vor, die man sich beim Risk Reversal Trade zunutze machen kann. Strikes auf der Unterseite mit gleichem Abstand zum Basiswertpreis sind oftmals erheblich teurer als auf der Oberseite. Das bedeutet, dass wir für einen verkauften Put vergleichsweise viel Geld einnehmen können, was einen attraktiven Call-Kauf ermöglicht. Die Daten beziehen sich auf einen Kurs des SPY von 209,10 Dollar.

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Die Optionspreisstruktur

Spezifische Optionspreise werden typischerweise in impliziter Volatilität (IV) angegeben. Je höher die IV, desto teurer die Option. Im Falle von hoher IV ist ein Kontrakt mit Strike aus dem Geld deutlich teurer als bei niedriger IV.

Es gibt zwei typische Preisverteilungen für Optionen: Eine symmetrische Verteilung, genannt „Volatility Smile”: Bei dieser sind die impliziten Volatilitäten gleichmäßig angeordnet für Optionskontrakte mit Strikes oberhalb und unterhalb des Basiswertkurses. Die Kurve sieht dann in etwa aus wie der Mund in einem Smiley. Dies ist, je nach Marktphase, bei Währungen und Rohstoffen anzutreffen, teilweise auch bei Einzelaktien. Bei der Mehrheit der Aktien und vor allem auch bei Aktienindizes findet man hingegen häufiger eine asymmetrische Preisverteilung der Optionen vor. Man nennt dies „Volatility Skew“ (auf Deutsch etwa „schief, verschoben“ – dies drückt aus, dass die Verteilung aus der Symmetrie geraten ist, siehe Bild 2). Wir machen uns jetzt diese typische Optionspreisstruktur zum Beispiel bei Aktien und Aktienindizes zunutze. Strikes auf der Unterseite mit gleichem Abstand zum Basiswertpreis sind oftmals erheblich teurer als auf der Oberseite. Das bedeutet, dass wir für einen verkauften Put vergleichsweise viel Geld einnehmen können, was einen attraktiven Call-Kauf ermöglicht. Diese Asymmetrie der Optionspreise ermöglicht besonders gute Bedingungen und erlaubt es, das CRV weiter zu verbessern. Umgekehrt gilt: Wenn man gegen die Optionspreiskurve handelt, also vergleichsweise billige Kontrakte verkauft und höherpreisige kauft, so verschlechtert man offensichtlich die Bedingungen des Trades.

Sind alle oben beschriebenen Bedingungen erfüllt, wird das CRV der Position – wenn wie beschrieben aufgesetzt – immer mindestens so gut, in der Regel aber besser sein als das reine Basisinvestment. Das theoretische Risiko bei sehr starken Bewegungen des Basiswertes gegen den Trade ist aber fast so groß wie beim „Original”. Daher ist es wichtig, eine Stopp-Loss-Marke zu definieren. Diese sollte auf den Basiswert bezogen werden.

Bild 3: Beispiel-Trade SPY Long im Trendkanal

Strategie für Optionen auf Aktien.

Es wird das Verweilen des SPY im bullischen Trendkanal angenommen. Der Einstieg erfolgt am 15. Juni 2015 zum Basiswertschlusskurs bei 209,10 Dollar mit Take-Profit bei 216 Dollar und Stopp-Loss bei 205,50 Dollar. Der bullische Risk-Reversal-Options-Trade auf den SPY besteht aus einem Short 201 Dollar SPY Put und einem Long 213 Dollar SPY Call für eine Netto-Prämieneinnahme von 0,45 Dollar (entspricht 45 Dollar je gehandeltem Kombo.

Kapitalbedarf bei geschriebene Optionen

Dieser Trade kann, analog zum zugrundeliegenden Aktien-Trade, prinzipiell in einem Margin-Account und einem mit Bargeld gedeckten Account gemacht werden. Bei einem Cash Secured Account muss – wie der Name schon andeutet – der nominelle volle Betrag der repräsentierten Aktien (100 Stück) vorgehalten werden. Im Falle eines Margin-Account (den haben die meisten Personen mit Wohnsitz Deutschland, die Optionen handeln) wird die notwendige Margin je nach Lage der Strikes in der Größenordnung von 20 Prozent des Nominalwertes sein, da es sich um „nackt“ geschriebene Optionen handelt.

Prinzipiell funktioniert die Strategie für alle Basiswerte, auf die es Optionen gibt. Ein liquider Optionsmarkt wird als Auswahlkriterium empfohlen – insbesondere für „Gelegenheits-Options-Trader”. Der Autor dieses Artikels verwendet diese Strategie mit gutem Erfolg regelmäßig für Einzelaktien, veroptionierte ETFs sowie per Futures-Optionen.

Ein bullischer Risk-Reversal-Options-Trade

In diesem Artikel wird nicht behandelt, wie Sie zu einer gedachten bullischen Einschätzung kommen. Dafür existieren sehr viele qualitativ hochwertige Techniken. Es wird lediglich ein Beispielszenario gezeigt, welches mit einfacher Charttechnik entwickelt wurde. Dieses ist in Bild 3 dargestellt. Es wird das Verweilen des SPY (sehr liquide an US-Börsen handelnder ETF auf den S&P 500) im bullischen Trendkanal angenommen. Hierzu werden Tagesschlusskurse verwendet. Dies ist konservativer als der „Tages-Bestpreis“ nach Charttechnik.

Die Trade-Idee: Einstieg am 15. Juni 2015 zum Basiswert-Schlusskurs bei 209,10 Dollar mit Take-Profit bei 216 Dollar und Stopp-Loss bei 205,50 Dollar. Dies ergibt ein CRV von 1,92 für das Direktinvestment im SPY.

Der aufgesetzte Trade ist ein bullischer Risk-Reversal-Options-Trade auf den SPY mit einem Zeitfenster von rund drei Wochen:

1. Verkauf von einem SPY Put 201 Dollar; Delta -0,17; IV 18,8 Prozent; Prämieneinnahme 1,51 Dollar.

2. Kauf von einem SPY Call 213 Dollar; Delta 0,33; IV 10,3 Prozent; Prämienausgabe 1,06 Dollar.

3. Verfall jeweils am 15. Juli 2015; Trade ergibt eine Netto-Prämieneinnahme von 0,45 Dollar (Bezugsverhältnis 100).

Bild 4: Erwarteter Gewinn/Verlust

Sprint-Strategie für Optionen auf Aktien.

Maximal zu erwartender Gewinn und Verlust an verschiedenen Handelstagen.

Risikoabwägungen

Das größte Risiko besteht in einer schnellen Bewegung gegen den Trade in den Tagen unmittelbar nach dem Einstieg, zu sehen in der steilsten Kurve (frühestes Datum) in Bild 1. Bei sehr starken Bewegungen gegen den Trade nähert sich das Verlustverhalten dem des Direktinvestments an den Basiswert an. Idealerweise ist der Trade dann rechtzeitig im Verlust geschlossen worden. Des Weiteren gibt es ein Gap-Risiko, da die Optionen nur zu regulären US-Handelszeiten handelbar sind. Wie auch sonst gilt: Handelt man Optionen auf Futures statt auf Aktien, so hat man in vielen Fällen längere Handelszeiten. Man kann gegebenenfalls einzeln in die Kontrakte hinein- und herausgehen, ohne zwischenzeitliche Risikovergrößerung; dies unterscheidet diese Optionsstrategie von vielen anderen. Empfohlen wird für Trader mit weniger Optionserfahrung dennoch die von allen Brokern unterstützte Positionsöffnung als Kombo.

Parameter der Sprint-Strategie für den Optionshandel.


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