Marktunabhängige Optionsstrategien, die vom Zeitwertgewinn profitieren, sind eine wertvolle Zusatzkomponente im Depot, da sie vor allem dann das Portfolio diversifizieren, wenn wir ansonsten eine Marktmeinung handeln. Im vorliegenden Artikel befassen wir uns beispielhaft mit einer solchen Strategie Wide Wing Butterflies haben Merkmale von Short Straddles, der Strategie mit der höchsten Prämieneinnahme schlechthin – aber mit Risikobegrenzung.
In diesem Artikel |
Grundlegendes |
Nackte vs. gedeckte Optionen |
Strike-Abstand |
Beispiel: Iron Butterfly |
Implizite Volatilität |
Broken Wing Iron Butterfly Strategie |
Als Optionsprämienempfänger profitiert man am meisten, wenn der Zeitwert der Optionen möglichst groß ist. Am höchsten ist dieser bei Kontrakten am Geld; je weiter der Strike der Option vom Geld entfernt ist, umso kleiner ist der Zeitwert. Von daher kommt uns der Short Straddle also entgegen. Das ist eine Strategie, bei der wir einen Put und einen Call mit gleichem Strike und Verfall verkaufen.
Die Kehrseite bei dieser Strategie ist die Tatsache, dass man immer mit einem der Short-Kontrakte im Geld positioniert ist. Eigentlich will man als Optionsverkäufer, dass idealerweise die verkauften Optionen aus dem Geld bleiben und wertlos verfallen – was beim Straddle praktisch unmöglich ist.
Diese Situation ist daher auch psychologisch anspruchsvoller. Man muss dem Regelwerk vertrauen können. Der Schlüssel liegt im überproportional hohen Zeitwert von Optionen am Geld, welcher auf der Habenseite zu verbuchen ist.
Grundsätzlich entspricht das Risiko eines Straddles dem des Basiswertes abzüglich der eingenommenen Prämie. Die Tatsache, dass wir durch den Verkauf von Call und Put gleichzeitig eine doppelte Prämie einnehmen, wirkt dabei zu unseren Gunsten (Bild 1). Dennoch: Gibt es eine sehr starke Marktbewegung, so geht die Position tief ins Minus. Ungeachtet der langfristig nachgewiesenen Profitabilität ergeben sich dadurch sehr starke Drawdowns.
Das Risiko lässt sich reduzieren, indem man die Kontrakte nicht einfach nackt handelt, sondern sowohl auf der Call- wie auch auf der Put-Seite einen Spread verkauft – also zusätzlich noch einen schützenden Put und Call kauft; beide aus dem Geld und mit gleicher Laufzeit. Heraus kommt ein sogenannter Iron Butterfly, bestehend aus vier Kontrakten. Die beiden gekauften Kontrakte nennt man in diesem Fall „Wings“ des Butterfly. Platziert man die gekauften Kontrakte nur wenige Strikes entfernt von den verkauften, geht ein Großteil der eingenommenen Prämie des ursprünglichen Straddle für den Kaufpreis verloren, was natürlich die Gewinnmöglichkeit einschränkt, aber auch das Risiko reduziert.
Dargestellt ist das Gewinn- und Verlustprofil eines klassischen Short Straddle. Hierbei verkaufen wir je einen Put und einen Call mit gleichem Strike und Verfall.
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Handeln wir diese Strategie in Indexoptionen, so müssen wir beim unteren Wing, also der Put-Seite, einen weiteren Faktor berücksichtigen: den Skew (Schiefe, Asymmetrie) der Optionspreise. Index-Puts, welche aus dem Geld liegen, sind überproportional teuer. Das bringt uns in eine ungünstige Situation: Wir müssen relativ gesehen einen teuren Put kaufen (den Wing) und verlieren dadurch etwas zu viel der eingenommenen Prämie, was den Trade unattraktiv machen kann. Hinzu kommt noch, dass der Zeitwert einer aus-dem-Geld-Option früher abnimmt als am Geld, was für die Wertentwicklung der Position ungünstig ist. Wir bräuchten es genau umgekehrt, da wir ja am Geld verkauft haben. Was also tun?
Wir machen einen Kompromiss und versuchen, das Beste aus der Welt der Straddles mit dem Besten der Butterflies zu kombinieren. Wir wählen den Strike-Abstand so groß, dass die Kaufprämie für die Wings nur einen möglichst kleinen Teil der eingenommenen Prämie der Short Strikes in Anspruch nimmt. Dabei gilt: Die Wings sollten billig, aber nicht zu billig sein. Getreu dem Motto: Was nicht viel kostet, hat auch wenig Wert – in diesem Fall bezogen auf die Schutzfunktion gegen starke Marktbewegungen. Bei den Options-Griechen bewirken die Long-Kontrakte eine Abmilderung des negativen Gammas und des negativen Vegas – beides unsere „Gegenspieler“. Bild 2 zeigt die deutliche Abflachung der Gewinn- und Verlustkurven beim Iron Butterfly gegenüber dem Straddle, speziell mit zeitlichem Abstand zum Verfall.
Beim Iron Butterfly bewirken die zusätzlichen entfernten Absicherungen durch Long Call und Long Put eine Risikobegrenzung bei starken Marktbewegungen nach oben und unten.
Die implizite Volatilität (IV) hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Optionspreise. Es wurde wiederholt nachgewiesen, dass es sinnvoll ist, diese in seine Trade-Entscheidungen einfließen zu lassen. Teuer verkaufen, billig einkaufen lautet das einfache Prinzip. Bedenken Sie dabei auch, dass es die Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“ nicht umsonst gibt. Langfristig ist der Einfluss der Politik begrenzt. Folglich kann man Marktreaktionen auf die Politik von der Contrarian- Sicht, also antizyklisch handeln. Das bedeutet für uns: Nutzen wir die erhöhte Prämie, wo sie sich bietet, nämlich in turbulenten Marktphasen.
Richtig ist, dass Straddles wie auch Butterflies eine gewisse Empfindlichkeit gegenüber starken Marktbewegungen haben. Wir beherrschen das Risiko durch Positionsgrößen-Management (vor allen Dingen dürfen Positionen nicht zu groß sein) sowie klare Ausstiegsoder Rollregeln. Im Folgenden nun ein einfaches, aber wirkungsvolles Regelwerk für Butterflies auf die S&P-500-Futures.
Wir wählen als Verfallstag den dritten Freitag oder den letzten Werktag im Monat mit einer Laufzeit von einem bis drei Monate. Nehmen Sie für die Wings im S&P 500 einen Strike-Abstand von 175 Punkten auf der Unterseite sowie 100 Punkten auf der Oberseite. Ginge man auf der Oberseite weiter aus dem Geld, so wäre die Schutzwirkung zu gering. Geht man auf der Unterseite näher ans Geld, so ist die Prämienausgabe zu hoch.
Prinzipiell ist ein Einstieg bei einem temporären IV-Anstieg von Vorteil, beispielsweise nach ein paar schwachen Börsentagen.
Wir halten die Position nicht bis zum Verfall, sondern schließen sie vorher. Backtests haben gezeigt, dass dies sowohl im Gewinn- wie auch im Verlustfalle besser ist. Das systematische Glattstellen im Vorhinein ist Teil der Strategie. Im Gewinnfall sollte die gesamte Position bereits bei Erreichen von 30 Prozent des Maximalgewinns – also einem entsprechenden Zeitwertverlust – zurückgekauft werden. Haben Sie eine Software, die den sogenannten Erwartungswert berechnen kann, so können Sie so lange in der Position bleiben, wie dieser steigt. Fällt er, steigen Sie aus. Sie stellen die Position auch glatt, wenn die Steilheit der Gewinn- und Verlustkurve zu groß ist. Wir machen das an einem Verhältnis von Delta zu Theta größer als zwei Drittel fest.
Die beiden letzten Ausstiegskriterien können sowohl zu einem realisierten Gewinn als auch zu einem Verlust führen. Insbesondere wenn vorher einiges an Zeit verstrichen ist oder eine deutliche Abnahme der IV stattgefunden hat, wird die Position oft im Gewinn geschlossen. Auch eine deutliche Marktbewegung löst den Ausstieg aus. Steigen Sie in jedem Falle eine Woche vor Verfall der Optionen aus.
Für unvorhergesehene Ereignisse gibt es einen maximalen Verlust von 1000 US-Dollar für diese Position, bei der ein Ausstieg erfolgen sollte. Da in der Regel andere Ausstiegskriterien – insbesondere Delta/Theta und Erwartungswert – vorher greifen, kommt diese selten zum Tragen. Das ungünstigste Szenario ist das schnelle Auslösen einer Ausstiegsbedingung durch eine starke Marktbewegung, eventuell begleitet von einem weiteren Vola-Anstieg.
Es gibt Möglichkeiten, die Position während der Laufzeit den Marktbedingungen anzupassen. Insbesondere ist die Risikoverminderung durch die sogenannte Reverse Harvey-Prozedur eine clevere Strategie. Darauf wird in einem folgenden Artikel noch eingegangen. Sie können diese Strategie prinzipiell auf viele Optionsmärkte anwenden: Aktienindizes, Industriesektor-ETFs, Futures auf Bonds, Öl, Gold und andere Rohstoffe. Bei Einzelaktien gilt es die Problematik der Quartalszahlen und der von ihnen eventuell ausgelösten Kurslücken zu bedenken. Dies erfordert eigene Backtests.
Wenn Sie Wide Wing Iron Butterflies handeln, so haben Sie bei Futures-Optionen (wie den E-Mini-S&P-500-Optionen) eine vergleichsweise geringe Margin. Diese ist in relativ ruhigen Märkten etwa so hoch wie die eingenommene Prämie. Beachten Sie dabei bitte, dass Margin und Risiko nicht dasselbe sind. Halten Sie einen Iron Butterfly bis kurz vor Verfall, wird der theoretische maximale Verlust eine reale Möglichkeit. Das Gleiche gilt bei starken Marktkorrekturen und damit einhergehenden deutlichen Anstiegen der Impliziten Volatilitäten. Sie brauchen daher immer einen Margin-Puffer. Unser maximaler Verlust von 1000 US-Dollar sollte einen niedrigen einstelligen Prozentwert Ihres Depotwertes nicht übersteigen.
Es wurde eine Optionsstrategie zur Prämieneinnahme besprochen, die vom Zeitwertverfall profitiert und eine Risikobegrenzung eingebaut hat. Bei dieser Strategie haben Sie die Wahrscheinlichkeiten auf Ihrer Seite – sie ist langfristig profitabel. Durch ihre relative Marktunabhängigkeit bietet dieser Ansatz zudem für viele Depots eine Möglichkeit zur Diversifikation. Wir danken dem Traders Magazine für seine Mitarbeit.
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